Virtuos und songdienlich fusionierten Racer X in den Achtzigern Judas Priest mit den frühen Van Halen; ihre US-Metal-Freak-Shows machten sie zu einem der heißesten Club-Acts der amerikanischen Westküste. Zumindest eine kurze Zeit lang: Nach Street Lethal (1986), Second Heat (1987) und dem Live-Adieu Extreme Volume I war die Band schon wieder Geschichte. Karriere machten die meisten ihrer Mitglieder erst im Anschluss: Paul Gilbert als Gitarren-Star von Mr. Big, während Bass-Tier John Alderete nach einem Abstecher zu The Scream (bei denen zudem Zweit-Gitarrero Bruce Bouillet mitwirkte) mit The Mars Volta durchstartete. Sänger Jeff Martin wechselte zu Badlands und wurde Schlagzeuger. Und Scott Travis trat als ausgewiesener Double-Bass-Fachmann gerade noch rechtzeitig für die Aufnahmen von Painkiller Judas Priest bei.
Als die Supermetaller am 25. Mai 2001 schließlich doch noch einmal für ein gemeinsames Konzert im ausverkauften Whisky A Go Go in West Hollywood zusammenfanden, hatten sie zwischenzeitlich in Technical Difficulties (1999) und Superheroes (2000) zwei weitere Studio-Alben aufgenommen, auf denen sie die Dinge nicht mehr ganz so verbissen metallisch angingen wie in ihrem ersten Leben. Überwiegend neueres Material ist auf dem entstandenen Mitschnitt zu hören — und auch die Hymnen ›Get Away‹ und ›Street Lethal‹, die weder auf Extreme Volume I noch auf dem 1992 nachgereichten Extreme Volume II Berücksichtigung fanden.
Der erst zur zweiten Platte zur Band gestoßene Gilbert-Schüler Bruce Bouillet fehlte aus gesundheitlichen Gründen bereits auf den Comeback-Alben und hier nun ganz besonders bei den alten Gassenhauern ›Into The Night‹ und ›Hammer Away‹ — und freilich im Instrumental ›Scarified‹, in dem es bloß eine Gitarrenstimme zu hören gibt. Spektakulär ist Snowball Of Doom aber auch so. Die sehr simple Kameraführung hat die Clubatmosphäre und die von der Bühne herabstrahlende positive Energie ungefiltert eingefangen; über achtzig Minuten lang gibt’s hier freie Sicht auf alles. Vorrangig natürlich auf Paul Gilbert, der ein Wahnsinnssolo ans nächste reiht und mit seinen Jugendfreunden den größten Spaß auf Erden zu haben scheint.
Schade nur, dass Sänger Jeff Martin niemand die bescheuerte Idee ausreden konnte, den Konzertabend mit einem Headset anstelle eines herkömmlichen Mikrofons zu bestreiten. Und dass dieses historische Ereignis nicht in Gänze für die Ewigkeit konserviert wurde: In derselben Nacht spielten Racer X noch einen zweiten Set. Snowball Of Doom ist lediglich ein Zusammenschnitt, der den meisten als eingekürzte CD-Veröffentlichung geläufig sein wird und in dieser kurzzeitig im asiatischen Raum erhältlichen DVD-Variante zusätzliche Knaller-Darbietungen von ›Motor Man‹ (Second Heat), dem Priest-lastigen ›Superheroes‹, ›Time Before The Sun‹, dem psychedelischen Heavy Blues ›Waiting‹ und dem im Solo-Teil zur ordentlichen Swing-Keule anwachsenden ›Hormone Thing‹ beinhaltet.