»Als ich anfing, Gitarre zu spielen, war Jimmy Page mein erster Held und Led Zeppelin die einzige Musik, die ich gehört habe. Ich bin ein Kind der siebziger Jahre und mit einer Menge großartiger Rockmusiker aufgewachsen: Jimi Hendrix, Ritchie Blackmore oder eben Jimmy Page. Wenn ich aus meinem Plattenregal eine Scheibe rausziehen müsste, die mich berührt hat, habe ich immer wieder mal eine ganz andere Platte in der Hand. Mit einer Ausnahme: In all den Jahren habe ich nie erlebt, dass mich irgendein Queen-Album gelangweilt hätte. Wenn ich also darüber nachdenke, welchen Einfluss Brian May hatte, wird mir klar, dass er wichtiger für mich war als viele andere Namen, mit denen ich oft in Verbindung gebracht werde.
Wenn ich an Brian May als Gitarristen denke, kann ich nur immer wieder feststellen, dass er anders spielt und klingt als jeder andere Rockgitarrist. Seine Leistung am Instrument wird gelegentlich nur ein wenig von der gigantischen Strahlkraft und Schönheit seiner Band überschattet. Doch May und sein Talent haben ihn zu einem perfekten Teamplayer gemacht.
Und dennoch war er ein großer Erneuerer und Innovator, was die Gitarre angeht. Sein Spiel und seine kompositorische Qualität haben die Summe der Einzelteile dieser Band in unerreichte Höhen geschraubt. Wenn du ihn als Gitarrist hörst, stellst du fest, dass niemand bisher seine Art zu spielen kopieren kann. Er kann Gitarren regelrecht orchestrieren, er kann sie sensibel und zärtlich klingen lassen, elegant und manieriert, aber auch brutal und wuchtig. Das macht ihn einmalig. Nicht zu vergessen: Er hat die dive bomb [ein Spieleffekt mit dem Tremolosystem, der die Saiten erschlaffen lässt] schon lange vor Eddie van Halen in die Rockmusik eingeführt. Außerdem hat er Gitarren gedoppelt, getrippelt und so ganze Gitarrenorchester hinbekommen.
Ich liebe Jeff Beck, der einen ebenfalls sehr ungewöhnlichen Stil spielt. Trotzdem könnte ich ihn jederzeit kopieren. Oder Edward van Halen: Ich höre seine Songs und habe eine Vorstellung, wie ich das hinkriegen würde. Nur bei Brian May habe ich nicht die geringste Ahnung, wie er das macht. Ich könnte es nicht reproduzieren.
Queen waren eine der ersten Gruppen, die ich live gesehen habe in der Avery Fisher Hall in New York. Sheer Heart Attack war gerade heraus, und dieses Konzert war einer dieser magischen Momente in meinem Teenager-Leben. Ich habe nie wieder eine so intensive Performance erlebt.
Eine der schönsten Begegnungen hatte ich, als ich zwanzig Jahre war. Da bin ich nach Kalifornien gezogen, um mit Frank Zappa zu arbeiten. Ich hing in einem Club rum, dem Rainbow Bar & Grill. Dort waren oft irgendwelche Rockstars, an einem Tag auch Brian May. Ich bin zu ihm hin und habe ihm gesagt, dass ich auch Gitarrist bin und er mein größter Held ist. Er war unheimlich nett zu mir und hat mich zu einer geheimen Tourneeprobe in L.A. eingeladen. Kann sich jemand vorstellen, wie ich mich gefühlt habe? Ich war damals ein Niemand, und Brian May lud mich ein zur Probe seiner Band!
Ich gehe also dorthin, und plötzlich ruft mich Brian auf die Bühne und bietet mir seine Gitarre zum Spielen an. Ich weiß noch, wie ich dachte: Verdammt, ist der Hals dick! Wie kann er bloß darauf spielen? Als ich dann ein paar Töne gezupft habe, musste ich an all die Songs denken, die aus genau dieser Gitarre kamen und meine Kindheit geprägt hatten. Ein surrealer Moment. Das Witzige: Als ich die Gitarre spielte, klang sie nach mir. Als Brian sie spielte, klang sie nach Queen!
Ich werde nie vergessen, wie aufmerksam und freundlich Brian zu mir war. Das war ein Erlebnis, das mich geprägt hat. Denn nur ein wirklicher Held ist derart nett zu einem Nobody, der ihn anhimmelt. Ich jedoch habe mich an diesem Tag als jemand ganz Besonderes gefühlt. Dieser einfache Akt der Freundlichkeit und des Respekts hatten einen unvergesslichen Effekt auf mich. Wenn heute Fans nach einem meiner Konzerte für ein Autogramm auf mich warten, nehme ich mir für jeden von ihnen Zeit. Wie Brian May damals für mich.«