Loudness

Thunder In The East (1985)

Lange war Japan lediglich als Spielstätte für westliche Rockgruppen bekannt — bis Anfang der Achtziger Loudness die internationale Bühnen betreten: Mit ihrem virtuosen Heavy Metal sorgen die Pioniere um Ausnahmegitarrist Akira Takasaki auch in Europa und Amerika für Furore.

TEXT: DANIEL BÖHM

Nach den immerhin achtbaren Erfolgen ihrer vorangegangenen zwei LPs in Europa und Amerika greifen Loudness nach den Sternen. Mittlerweile stehen sie bei einem großen amerikanischen Major-Label unter Vertrag, das ihnen in Max Norman einen arrivierten Produzenten an die Seite stellt, der ihnen im Herbst 1984 in den Sound City Studios von Los Angeles bei den Aufnahmen ihres fünften Albums zur Hand gehen soll.

Nichts wird dem Zufall überlassen; Thunder In The East ist die erste Platte der Band, die von Beginn an als englischsprachige Veröffentlichung konzipiert wird und alle Qualitäten mitbringt, um im internationalen Hard’n’Heavy-Markt bestehen zu können: Das Songwriting ist straff auf den Punkt und auf maximale Effektivität getrimmt — getragen wird es vor allem von den famosen Riffs von Akira Takasaki, die auch inmitten Normans aufwändig gestählter Metal-Produktion ihren markant scharfkantigen Sound behalten.



Dabei ist Thunder In The East ein Album, das sehr geschickt die Lager von Heavy- und Hair Metal zu einen versteht. Es gibt Gang-Chöre, die bis heute nachhallen — längst nicht nur in ›Crazy Nights‹, dem größten Hit von Band und Platte. Auch das zeitweilig stark an Judas Priest erinnernde ›Like Hell‹ ist mit mächtigen Chören, wuchtigen Drums und herausragender Gitarrenarbeit gesegnet, das wesentlich härtere ›Get Away‹ obendrein mit filigranen Leads.



›Heavy Chains‹ beginnt als Ballade der frühen Loudness, ehe sich abermals stolzeste Priest durchschlagen und das Stück zu einem von Solo-Duellen begleiteten Höhepunkt führen. Auch das komplexe ›Run For Your Life‹ baut eine Brücke zurück zu den alten Loudness der frühen Achtziger und ruft im zweiten Teil hier und da die härteren Scorpions in den Sinn, im strukturell sehr farbenfrohen ›The Lines Are Down‹ sind es auch mal wieder Rush.


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