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Lynyrd Skynyrd

Celebrating 50 Years — Live At The Ryman

Frontiers
VÖ: 2025

Loderndes Familientreffen

Nicht einmal der Tod konnte die wohl legendärste aller Southern-Rock-Formationen bezwingen. Drei Tage nach der Veröffentlichung ihres fünften Studioalbums Street Survivor kamen bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Gillsburg, Mississippi 1977 unter anderem Sänger Ronnie Van Zant, Gitarrist Steve Gaines und Background-Vokalistin Cassie Gaines ums Leben. Mit Ronnies Bruder Johnny und eisernem Willen formierten sich Lynyrd Skynyrd am zehnten Jahrestag der Tragödie neu und kämpften sich dauerhaft auf die großen Bühnen zurück — 2022 feierten die einflussreichen Veteranen aus Jacksonville das halbe Jahrhundert ihres Bestehens. Von der klassischen Besetzung lebte da indes nur noch Gitarrist Gary Rossington.

Celebrating 50 Years – Live At The Ryman ist ein durchaus imposantes Dokument ihrer Feierlichkeiten, das im Ryman Theater aufwendig mitgeschnitten wurde. Und es hat doppelt historisches Gewicht, denn bei dieser Show in Nashville stand zum letzten Mal der 2023 verstorbene Rossington mit seiner einst noch in den Sechzigern gegründeten Band auf der Bühne, die er durch so viele Höhen und Tiefen geführt hatte — krankheitsbedingt sichtbar in nicht allzu guter Verfassung.

Ihren Geist transportieren weiterhin seine Kollegen Damon Johnson (Brother Cane, Thin Lizzy, Black Star Riders) und vor allem Blackfoot-Häuptling Rickey Medlocke, der als Jungendfreund Rossingtons Lynyrd Skynyrd bereits in frühen Tagen als Schlagzeuger angehörte. Medlocke beherrscht es, diese spezielle Southern-Melancholie auf den sechs Saiten wie kaum ein anderer zum Ausdruck zu bringen. Und das Feuer in dieser unzerstörbaren Truppe auch nach fünfzig Jahren noch lodern zu lassen. Den Ruhepol bildet dagegen Sänger Johnny Van Zant, der eher den gemütlichen Teddybären, statt den grantigen Southern-Rebellen verkörpert, aber Lieder wie ›I Know A Little‹ oder ›That Smell‹ mit beiläufiger Unaufgeregtheit auf den Punkt bringt und zudem die Menge fest im Griff hat. Die Party ist rundum gelungen: ›Gimme Three Steps‹, ›Sweet Home Alabama‹ und natürlich das Triple-Gitarren-Finale ›Freebird‹ sind nicht nur unsterbliche Hymnen, sondern großes musikalisches Allgemeingut, das für so manche Träne der Rührung im Publikum gut ist.

Toll sind auch die Auftritte der geladenen Gäste. Jener von Marcus King etwa, der sich als einstiger Gitarren-Protegé von Warren Haynes längst zu einer eigenen Größe des southern-souligen Roots-Rock emporgearbeitet hat und hier ein fabelhaftes ›Saturday Night Special‹ anschiebt. Oder der von Brent Smith, der 2003 mit seiner eigenen Band Shinedown eine schier umwerfende Akustikfassung des Skynyrd-Klassikers ›Simple Man‹ einspielte und sich als Sänger in Stücke riss — mit genau dieser Nummer ist er auch auf der Bühne des Ryman zu hören. Der dritte Van Zant-Bruder Donnie, einst Frontmann von 38 Special, ist schließlich in ›Red White And Blue (Love It Or Leave)‹ zu hören und zu sehen und macht Live At The Ryman zu einer Art Südstaaten-Familientreffen. Das wurde auch hinter den Kulissen von einem Kamerateam begleitet; neben dem kompletten Konzert enthält die DVD eine Dokumentation der Jubiläumsfeierlichkeiten.

 

Keine Wertung
TEXT: MARKUS BARO

ROCKS PRÄSENTIERT

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 109 (06/2025).