Rick Derringer

05. August 1947 — 26. Mai 2025

Rick Derringer hat viele Spuren hinterlassen: Neben seinen eigenen Projekten arbeitete er unter anderem für Johnny Winter, Alice Cooper und Kiss. Nun ist der Gitarrist, Komponist und Produzent verstorben.

Nicht viele können von sich behaupten, mit einer Neuveröffentlichung in den Charts vor den Beatles gestanden zu haben. Richard Dean Zehringer war noch nicht einmal volljährig, als ihm genau dies mit ›Hang On Sloopy‹ gelingt: Ein großer Hit seiner ersten Band, den McCoys, der in der ersten Oktoberwoche des Jahres 1965 die Spitzenposition der US-Hitliste belegt — zwei Plätze vor ›Yesterday‹.

Es war der Auftakt einer illustren Karriere. Als die McCoys zur Begleitband von Johnny Winter berufen werden, prägt Derringer dessen Hard- und Heavy-Rock-Phase entscheidend mit. ›Rock And Roll, Hoochie Koo‹ (Johnny Winter And, 1970) etwa stammt aus seiner Riffkiste — auch für Winters Bruder Edgar ist er in der ersten Hälfte der siebziger Jahre tätig. So ist er als Musiker und Produzent an Edgar Winter's White Trash (1971) und Roadwork (1972) ebenso beteiligt wie an den ersten beiden Platten der Edgar Winter Group, They Only Come Out At Night (1972) und Shock Treatment (1974).



Neben seiner Solokarriere, die er in dieser Zeit ebenfalls anschiebt, aber nach den bedingt überzeugenden Platten All American Boy (1972) und Spring Fever (1975) vorerst unterbricht, ist er auch als Studiomusiker umtriebig. Das Gitarrensolo in der Alice Cooper-Nummer ›Under My Wheels‹ stammt von ihm, auch Steely Dan (u.a. Countdown To Ecstasy, 1973), Meat Loaf (u.a. Midnight At The Lost And Found, 1983) und Kiss (1983 stammt auf Lick It Up das Solo von ›Exciter‹ von ihm) greifen im Studio auf seine Expertise zurück.



Seine eigene Band Derringer könnte man aus heutiger Perspektive beinahe als Supergroup bezeichnen: Neben dem Namensgeber, der Gesang und Gitarre übernimmt, spielt dort Gitarrist Danny Johnson, der gefragte Studio-Bassist Kenny Aaronson und der spätere Black Sabbath- und Dio-Schlagzeuger Vinny Appice. In dieser Besetzung entstehen die beiden exzellenten Platten Derringer (1976) und Sweet Evil (1977), außerdem touren sie mit Aerosmith, als Co-Headliner mit den aufstrebenden Journey sowie Boston.

Der Erfolg aber bleibt überschaubar: Nach If I Weren't So Romantic, I'd Shoot You (1978), an dem von der ursprünglichen Besetzung nur noch Derringer und Aaronson beteiligt sind, ist Schluss für seine Gruppe.



Neben zahlreichen Auftragsarbeiten reaktivierte Derringer später seine Solo-Karriere und kollaborierte mit den früheren Vanilla Fudge-Musikern Tim Bogert und Carmine Appice auf Doin' Business As... (2001). Mit seiner Ehefrau und seinen Kindern veröffentlichte außerdem vier Alben mit christlicher Musik.

Am 26. Mai starb Rick Derringer in seinem Haus in Ormond Beach im US-Bundesstaat Florida. Er wurde 77 Jahre alt. Eine Todesursache wurde nicht bekanntgemacht.


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