Styx

Crash Of The Crown

Universal
VÖ: 2021

Bombastisch vielschichtig

Unter einem Konzept-Album geht es bei den amerikanischen Pomp- und Prog-Rockern schon lange nicht mehr. Auch Crash Of The Crown hat den Rahmen eines übergeordneten Themas: den Aufstieg und den Fall der Menschheit. Dieser Anspruch passt hervorragend zu ihrer Musik, in der die Amerikaner melodie- und chordurchpflügten Hardrock mit soundverspieltem Prog zu einem recht theatralischen Sound verbinden, der seit den Siebzigern den Pomp-Rock entscheidend definiert.

Wie hervorragend Styx gealtert sind und stolz zwischen Kansas und der Neal Morse Band (›Reveries‹) als Autorität herausragen, lässt Crash Of The Crown schnell erkennen. Auf ihrem 17. Studio-Werk, komponiert und produziert wieder größtenteils vom singenden Gitarristen Tommy Shaw und seinem Partner aus Shaw/Blades-Tagen Will Evankovich, präsentieren sie sich vorwiegend analog, musikalisch überaus vielschichtig und mit verschwindend geringer kompositorischer Ausfallquote. Sein feines ›Hold Back The Darkness‹ weist Lawrence Gowan als wichtigen Stützpfeiler der Truppe aus, ihr Sound hat dank der breiten Palette an Tasteninstrumenten des Kanadiers zwischen Hammondorgel und Mini-Moog nochmals an Eloquenz zugelegt.

In Kombination mit den ausgefuchsten Gesangsharmonien und Shaws melodischem Akustik-Fundament verweisen mindestens ›The Fight Of Our Lives‹ und ›Common Ground‹ sehr direkt auf den fruchtbaren Mittsiebziger-Bombast von Großtaten wie Equinox (1975) oder Pieces Of Eight (1978). Das zunächst etwas konfus wirkende ›A Monster‹ packt ans Ende noch unvermittelt einen echten Monster-Refrain, Shaws ›Our Wonderful Lives‹ erinnert nicht nur stark an ihren eigenen Hit ›Boat On The River‹, sondern auch an Queens ›’39‹. Gründungsmitglied James „JY“ Young betätigt sich im titelgebenden Mini-Epos neben Gowan und Shaw als dritter Lead-Sänger und hat überdies mit seiner geschmackvoll-pointierten Gitarrenarbeit einen guten Anteil an der hohen Qualität dieser schon zigmal totgesagten Truppe.

(8.5/10)
TEXT: MARKUS BARO

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