»Für die amerikanische Musik ist New Orleans immer eine ganz besonders wertvolle und vielfältige Stadt gewesen. Der Großteil stammt aus New Orleans — oder steht zumindest in unmittelbarer Verbindung mit dieser Gegend. Mac Rebennack hat New Orleans verkörpert. Und ich glaube, dass die Musikwelt bis heute noch nicht recht verstanden hat, wie bedeutungsschwer er als Dr. John gewesen ist. Mac war einer der letzten seiner Art. Eine Legende. Ein echter Innovator. Ein Gigant.
New Orleans war schon immer ein kultureller Schmelztiegel, für den Mac sich begeisterte und dessen pulsierendes Eigenleben er liebte. Er hat Psychedelic, Funk und Rhythm’n’Blues mit den Polyrhythmen aus Kuba und Afrika und der Voodoo-Religion zu etwas verbunden, das man als "Swamp-Blues" bezeichnen kann.
Vor allem hat er in den späten Sechzigern den Sound von New Orleans in den Rock gebracht und so den Verlauf der Musikgeschichte verändert — das stellt ihn auf eine Stufe mit Jimi Hendrix, Bob Dylan, Miles Davis oder Sly Stone. Er hat etwas geschaffen, das zu einem Stil-Synonym geworden ist und zur Beschreibung eines Klangs, der keiner weiteren Erklärung mehr bedarf. Wenn es heißt, ein Song habe einen gewissen "Dr. John-Vibe", dann weiß heute jeder sofort Bescheid, was damit gemeint ist: Das ist wahre Bedeutungsschwere.
Ich hatte das große Glück, etliche Mal gemeinsam mit Mac auf der Bühne stehen zu dürfen: Mit den Allman Brothers, mit Gov't Mule, mit der Warren Haynes Band und auch während der Last Waltz 40-Tournee. Jeder dieser Auftritte war eine einmalige Lernerfahrung. Und ich bin wenigen Menschen begegnet, die Musik so sehr aus dem Moment heraus und als einen fließenden Strom empfunden und gelebt haben wie Dr. John. Ich weiß noch, wie er an bei einem Konzert in New Orleans mit seinen Night Trippers ›Gilded Splinters‹ gespielt hat — so langsam, dass es Minuten gedauert hat, bis ich das Lied überhaupt erst erkannt habe. Das war eines der schönsten Erlebnisse mit Musik, die ich jemals habe machen dürfen.
Love ya, Mac. (Warren Haynes)«