Ed O'Brien

Earth

Universal
VÖ: 2020

schimmerndes Meisterstück

Da der Artrock von Radiohead seit zwei Dekaden von Synths und Soundkollagen lebt, ist dies zwangsläufig auch Bestandteil der DNS von Ed O’Brien: Entsprechend profund und facettenreich klingt dessen folk-tronische Ausformulierung mit Earth. Der zweite Gitarrist der britischen Band tritt auf seiner Solo-Platte aus dem Schatten seiner Bandkollegen heraus, wenngleich der Opener ›Shangri-la‹, in dem O’Brien das Falsett ähnlich schweben lasst wie Thom Yorke, nicht gerade nach Emanzipation klingt. ›Brazil‹ und ›Olympik‹ sind sorgsam strukturierte Mini-Epen. Das bodenständige ›Deep Days‹ glänzt mit der Textzeile „Where you sleep, will I sleep“ und im abschließenden Duett ›Cloak Of The Night‹ mit der großartigen Laura Marling wird die mit ›Long Time Coming‹ initiierte folkige Hochzeit vollendet. Dass ›Mass‹ und ›Sail On‹ eher aus der Richtung Soundtrack gedacht sind, trägt stark zur Abwechslung von Earth bei, das in Summe ein kleines schimmerndes Meisterstück inmitten der vielfältigen Artrock-Welt abgibt.

(8/10)
TEXT: YAN VOGEL

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