Es lohnt sich, bei dieser Band ein bisschen weiter zu schauen als bloß bis auf die Papstmütze von Papa Emeritus. Mummenschanz allein macht eben noch keine Musik — und mit der hat der beispiellose Aufstieg von Ghost zu der wohl originellsten Hardrock-Band unserer Zeit mindestens genauso viel zu tun.
Ab Infestissumam (2013) begannen die Schweden damit, ihren zunächst noch von Mercyful Fate und Blue Öyster Cult gefärbten Sound aufzufächern und durch die Hinzunahme mannigfaltiger Einflüsse aus Bombast-Pop, Progressive Rock, Prog Metal und hymnischem AOR sukzessive in seiner fantasievollen Form zu verändern, ohne dass ihre Musik an schummriger Atmosphäre verloren hätte.
Auch auf Impera spielt sie eine wirkungsvolle Rolle, auf dem sich Chefdenker Tobias Forge bildreich mit dem Aufstieg und Zusammenfall gesellschaftlicher Systeme befasst. Mit großer Geste jubilieren in ›Kaisarion‹ die Gitarren und schicken wärmende Sonnenstrahlen durch den kühlen Mystiknebel — ein dramatisch-erhabenes Eröffnungsstück mit kräftigen Gitarren, andickender Hammondorgel und himmlischem Prog-Solo-Part.
›Spillways‹ bringt zuckrigen Schweden-Pop aus dem Wirkungskreis von Max Martin mit Toto-AOR und gitarrengetriebenem Ghost-Hardrock zusammen — „gewöhnliche“ Bands wie etwa das Night Flight Orchestra verteilen ein solches Meer an hochinfektiösen melodischen Wendungen auf mehrere Songs.
Sagenhaft ist im Anschluss ›Call Me Little Sunshine‹, das mit einer lässig in den Klangraum hineinschwebenden Gitarrenfigur beginnt und mit Bollerbass und markant stapfendem Schlagzeug wechselweise an Metallica und breitbeinigem spätachtziger US-Hardrock mit von Saigon Kick und Shadow Gallery unisono gesungenen Harmonie-Chören erinnert.
›Watcher In The Sky‹ ist riffstarker Prog Metal zwischen Ghost und den späten und entschlackten Psychotic Waltz; ›Hunter’s Moon‹ wurde in einer theatralischeren Version auf dem Soundtrack des Horrorfilms Halloween Kills platziert.