Blues Pills

Blues Pills

Nuclear Blast
VÖ: 2014

Zurück in die Zukunft

Jetzt ist es amtlich: Nach drei formidablen EPs und etlichen feurigen Konzerten belegen die international besetzten Blues Pills, dass sie auch über die Strecke eines kompletten Albums überzeugen können. Lässt man sich ihren selbstbetitelten Erstling auf der Zunge zergehen, ist es beinahe unmöglich, nicht in den Chor begeisterter Beifallklatscher einzusteigen.

Die juvenilen Könner aus Schweden, Frankreich und Amerika sind eben keine Retro-Rock-Kapelle wie so viele andere: Wo sich viele Kollegen mit dem Zitieren und Verhackstücken von Black Sabbath, Led Zeppelin oder Cream begnügen, scheint dieses blumige Quartett mit jeder Zelle ihrer Körper durch den bunten Bluesrock-Kosmos der späten Sechziger und frühen Siebziger zu stromern. Eine gewisse Nähe zu den kauzigen Graveyard können und werden die vier schon alleine wegen ihres gemeinsamen Produzenten Don Alsterberg nicht abstreiten können, und doch reicht die Musik der Blues Pills sehr viel weiter als die der scheppernden Göteborger.

Zum einen fällt dies zurück auf Sängerin Elin Larsson, die den Songs gehörigen Soul injiziert und mit ihrer Stimme wie auch über ihre Aura Akzente setzt. In gleichen Zügen sind es aber auch die Arrangements und die Intonierung der Songbauten an sich, mit denen sich die Blues Pills zu etwas Besonderem in ihrem Metier machen.

Hört man sich herausragende Nummern wie ›High Class Woman‹ oder ›Ain’t No Change‹ nur ein kleines bisschen aufmerksamer an, fällt es einem wie Schuppen von den Augen, wie stark sich diese Band von dem psychedelischen Bluesrock antreiben und inspirieren ließ, den Peter Green in den ausklingenden Sechzigern auf Then Play On und in den Live-Jams mit Fleetwood Mac auslotete (Live In Boston). In der Verbindung mit Larssons Gesang entsteht hier Einmaliges.

(9/10)

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