Snakecharmer

Second Skin

Frontiers
VÖ: 2000

Der Liebe eine lautes Lied

Mit verdienten Veteranen glänzt diese „kleine Supergroup“, in der Gitarrist Laurie Wisefield (Wishbone Ash), Bassist Neil Murray (Whitesnake), Keyboarder Adam Wakeman (Ozzy) und Schlagzeuger Harry James (Thunder) ihrem Sänger Chris Ousey (Heartland) den Weg bereiten. Die musikalische Ausrichtung hatten sie bereits mit ihrem hörenswerten Debüt vor vier Jahren festgelegt: Snakecharmer zielte passgenau in die Lücke, die zwischen den frühen Whitesnake und den Hochglanz-Derivaten von Foreigner klaffte.

Dass mittlerweile Gitarrist Micky Moody, seine Personalie war die wohl stabilste Brücke zur Siebziger-Ära des Coverdale-Ensembles, ausgetauscht und durch den Nordiren Simon McBride ersetzt wurde, hat der Band nicht im Ansatz geschadet: Second Skin enthält immer noch genügend Spurenelemente von Blues, wirkt im Songwriting nun aber deutlich stimmiger und fesselt mit ganz großen Melodien. Selbst Klischees lassen diese patenten Musiker wie großes Gefühlskino klingen. Die tiefgängige Produktion tut ihr Übriges, die zwar poliert klingt, aber eben nicht gewienert. Und immer so, dass der wunderbare Gesang seine volle Strahlkraft entfalten kann: Was für ein Organ dieser Chris Ousey doch hat, der aus jedem Atemzug, jeder noch so kleinen Liebeswallung ein Dramolett macht, dass die Zirbeldrüse glüht.

Man mag das als plüschigen Hardrock abtun. Als Rock-Musik für in die Jahre gekommene Männer, die sich nochmal an die Liebestollheiten ihrer Jugend erinnern wollen und denen Lovehunter von Whitesnake aus der Seele und aus dem Unterleib sprach. ›Hell Of A Way To Live‹! Und dann erst ›I’ll Take You As You Are‹: Die praktische Halbballade mit Hochdruckrefrain für den Ausdruckstanz unter Hochdruckbetankung. Breitbeinig aufstellen, Luftgitarre nehmen, laden, durchziehen, noch ein Schluck Bier. Dann mit großer Geste umfallen. Die Musik fängt dich auf. Versprochen.

(8/10)

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