Yes

Alan White (1949-2022)

Wenn auch kein Gründungsmitglied, war Alan White doch die Konstante in der langen Geschichte von Yes. Nun ist der Schlagzeuger im Alter von 72 Jahren verstorben.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: Jerry and Lois Photography |Frontiers

Bereits mit sechs Jahren begann der am 14. Juni 1949 im nordostenglischen Pelton geborene Alan White das musizieren. Zunächst spielte er Klavier, erst mit zwölf Jahren kam das Schlagzeug hinzu, welches sein Hauptinstrument werden sollte.

Schon in der Schulzeit spielte er in der semi-professionellen Band The Blue Chips, mit denen er einige erfolglose Singles aufnahm. Nach der Schule spielte er bei diversen kleinen Bands, von denen für seine spätere Karriere vor allem Griffin bedeutsam werden sollte: Beatle John Lennon war bei einem Auftritt so beeindruckt von dem jungen Taktgeber, dass er ihn in die Besetzung der Plastic Ono Band einlud.

Live Peace In Toronto 1969 (1969) dokumentiert seinen ersten Auftritt mit der Band. Auf der folgenden Lennon-Soloplatte Imagine (1971) ist er ebenso zu hören wie auf dem George Harrison-Dreifachalbum All Things Must Pass (1970). Für einige Wochen war er außerdem Mitglied von Ginger Baker's Air Force.



Sein damaliger Mitbewohner Eddy Offord stellte dann im Jahr 1972 den Kontakt zu Yes her. Als Toningenieur und Produzent war dieser bei den 1968 gegründeten Prog-Rockern beschäftigt und nahm White mit ins Studio.

Als Bill Bruford nach den Aufnahmen von Close To The Edge (1972) und nur rund eine Woche vor Beginn der Tour Yes in Richtung King Crimson verließ, bat die Band White kurzentschlossen, den Schlagzeughocker zu besetzen; eine Position, die er zeitlebens nicht mehr abgab. Später erinnerte er sich, dass dieses Angebot nicht das einzige in jener Woche war: So sollen auch Jethro Tull und America interessiert gewesen sein.

Seinem Studio-Einstand Tales From Topographic Oceans (1973) — mit Yessongs (1973) war er bereits einige Monate zuvor auf dem ersten Konzertmitschnitt der Gruppe zu hören — sollten dreizehn weitere folgen.

White war es auch, der nach der zwischenzeitlichen Auflösung gemeinsam mit Bassist Chris Squire und dem südafrikanischen Gitarristen Trevor Rabin die ersten Songs für das Projekt Cinema schrieb, aus der sich mit der Rückkehr von Sänger Jon Anderson und Keyboarder Tony Kaye die Neugründung der Band entwickelte.

Das poprockige 90125 (1983) mit dem Singlehit ›Owner Of A Lonely Heart‹ ist bis heute das erfolgreichste Album der Band.



Abseits von Yes war White zuweilen auch zu hören: So nahm er in Ramshackeled (1976) ein Soloalbum auf, betrieb in den Nullerjahren seine Soloband White (White, 2006) und war Mitglied bei Circa, bei denen unter anderem auch die Yes-Musiker Billy Sherwood (Gesang, Bass) und Tony Kaye beteiligt waren.

Am 26. Mai 2022 starb er nach kurzer Krankheit in seinem Haus in Seattle im US-Bundesstaat Washington. Alan White wurde 72 Jahre alt.


 

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