Yes

Mirror To The Sky

InsideOut
VÖ: 2023

Prog-Veteranen im Ruhemodus

Als Impulsgeber des Progressive Rock funktionierte zuletzt ihr formidables Spätwerk Fly From Here (2011). Nach dem desaströsen Heaven & Earth (2014) starben Bassist und Gründungsmitglied Chris Squire und ihr langjähriger Trommlers Alan White. Doch es sind wohl die unzähligen Besetzungswechsel der letzten Jahre, die den roten Faden im Schaffen der Briten haben abreißen lassen. Mit The Quest (2021) und nun auch mit Mirror To The Sky zeigt die Formkurve zumindest partiell wieder nach oben.

Billy Sherwood (Bass) und Jay Schellen (Drums) agieren auf dem insgesamt 23. Studio-Album ganz im Geiste des legendären Rhythmusgespanns, in der Summe jedoch mangelt es vor allem an dem von Gitarrist Steve Howe gerne beschworenen Pioniergeist.

So passabel das elegische ›All Connected‹, die verträumt-esoterischen Gesangsmelodien, die sich Neu-Frontmann Jon Davison in ›Luminosity‹ von Originalsänger Jon Anderson geborgt hat, und das an ihren Hit ›Wonderous Stories‹ erinnernde ›Circles Of Time‹ auch klingen mögen, den Verdacht der musikalischen Resteverwertung können sie nicht entkräften.

Das wirre ›Unknown Place‹ wie auch das belanglose ›One Second Is Enough‹ könnten von Sherwoods Zweitband Arc Of Life stammen. Wie schon auf The Quest bleibt es Davison vorbehalten, mit ›Circles Of Time‹ und dem ebenso geradlinigen Pop-Song ›Living Out Their Dream‹ für lichte Momente und kompositorische Substanz zu sorgen.

Und auch der drängende Titelsong entfaltet mit plötzlichen Tempowechseln und dicht verzahnten Gitarren- und Keyboard-Klängen dann doch noch so etwas wie die Magie und das Drama der frühen Yes und zeigt, dass die fünf gesetzten Herrschaften als Einheit sehr wohl zusammengewachsen sind. Unverständlich, dass die Spannungskurve über die Laufzeit einer guten Stunde letztlich nur in diesen formidablen 14 Minuten nennenswert ansteigt.

(6/10)
TEXT: MARKUS BARO

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