Ein Debakel wie den Vorgänger Heaven & Earth durften sich die britischen Prog-Dinos keinesfalls noch einmal erlauben. Dankenswerterweise setzt Geoff Downes wieder maßgeblich auf das Instrumentarium seines Vorgängers Tony Kaye wie Piano, Synthesizer und Hammondorgel und auch der Bass von Billy Sherwood brummelt wohliger und ganz im Sinne des verstorbenen Yes-Gründers Chris Squire.
Und dass sich Jon Davison als Sänger wie auch als Komponist ungleich wohler fühlt, beweist sein starker Auftritt in der zurückhaltend instrumentierten Ballade ›Future Memories‹ und der wuchtigen Eröffnung ›The Ice Bridge‹, in der die Veteranen augenzwinkernd ELPs ›Touch And Go‹ zitieren. Ein Retro-Moment gelingt auch in der Steve Howe-Komposition ›Dare To Know‹, die mit Orchesterbeiwerk selige Time And A Word-Zeiten beschwört und mit von aller irdischen Schwere befreiten ›Close To The Edge‹-Gitarren gefällt.
Doch es gibt auch schwarze Schatten. Das garstig unspektakuläre ›The Western Edge‹ etwa, das platt-eingängige ›Music To My Ears‹ und die Beatles-Hommage ›Mystery Tour‹ — Lückenfüller. ›Leave Well Alone‹ bietet dafür umso mehr Anlass zur Freunde: Mit schwebenden Keyboard-Sounds, variabel-kraftvollem Getrommel und jazzigen Gitarren vereinen sich hier Elemente aus fast fünfzig Jahren Bandgeschichte und erinnern an klassische Alben wie Drama, Fly From Here oder Tales From Topographic Oceans. Kurzum: Es hätte deutlich schlimmer kommen können.