Sein Gitarrenspiel und Gesang sind so unbefleckt vom Elend wie es nur irgend geht innerhalb dieses Genres. Man könnte auch sagen: Ihm tut nichts weh — und er tut niemandem weh. Einspruch, euer Ehren, meint ein überzeugter Fan, und hat auch Recht, wenn er Listers Musik elegant nennt.
Mit seinen letzten beiden Alben hat der sich entfernt vom kratzbürstigen Sound der ziemlich tief gehängten Gibson der Anfangstage. Jetzt und hier geht es um eine sorgfältig abgezirkelte Mischung von mehr oder weniger energiegeladenen Shuffles, Balladen, Anklängen an Classic-Rock und natürlich auch mal einen dynamischen Slow Blues. Die handwerklich hochkompetente Rhythmusabteilung aus Boneto Dryden (Schlagzeug) und Steve Amadeo (Bass) spielt nie zu viel und lässt seine Gitarre umso mehr leuchten. Keyboarder Andy Price schafft zusätzlichen Raum, in dem Lister seine Soli ausbreiten kann.
Egal, welche musikalische Grundierung er wählt: Sein Spiel gerät nie in Gefahr, sich in selbstverliebten Tonkaskaden zu verdaddeln. Das unterscheidet ihn von weniger inspirierten Gitarristen des Genres, die auch dann noch weiterfuddeln, wenn sich die Inspiration längst schlafen gelegt hat. Lister bleibt immer hellwach: Er kann urplötzlich mit einem Hardrock-Riff um die Ecke kommen oder mit leicht angefunktem Wohlfühl-Pop. Dazu passt auch, dass er seit Jahren eine vollmundige Coverversion von Prince’s ›Purple Rain‹ im Repertoire hat. Nah am Original in der Struktur, minus Glitzer und Verruchtheit schimmert durch, dass der Song durchaus auf seinem Mist hätte gewachsen sein können. Aber ein Hit wäre er dann wohl nicht geworden.
Auf vielfachen Publikumswunsch steigt Lister in die Zugabe ein mit ›Soundman‹. Ein weiterer seiner Trademark-Shuffles, einen Zacken kantiger, für seine Verhältnisse beinahe schon schmutzig und böse. Loslassen, abfliegen und in schöner Rollenprosa singend sich über die Sorte Mixer lustig machen, die es immer zu leise haben will. Aber hier klingt alles vollfett und stolz.