Wenn eine Band ihren Frontmann auswechselt, ist das erste Album „danach“ immer schwer. Bei Spock's Beard ist das bereits zum zweiten Mal geschehen, und der ehemalige Enchant-Sänger Ted Leonard hat es wirklich nicht leicht, gegen den schillernden Nick D'Virgilio anzukommen, der zudem noch mit kräftigem, aber immer fein ziselierten Schlagzeugspiel punkten konnte. Leonard ist eher ein Schön- als ein Ausdruckssänger, und der bisherige Tourdrummer Jimmy Keegan bolzt etwas ungehobelter als sein Vorgänger.
Aber das sind letztlich Nuancen: Das Album ist als Ganzes ein überzeugendes Dokument des Willens zum Weitermachen. Man darf es wohl als Statement sehen, dass es mit einem von Leonard komponierten Song startet. ›Hiding Out‹ ist wie das ganze Album kraftvoll, manchmal richtig hart, eingängig und selbstbewusst, geht aber weitgehend auf Nummer sicher. Die bewährten Elemente sind vorhanden: Alan Morses kantige Riffs und kauzige Soli, das berauschend sinnliche Orgelspiel von Ryo Okumoto und das Talent der Band, Vertracktes eingängig klingen zu lassen.
Aber die Summe all dieser Zutaten ist dennoch ein Stück weit von der Magie entfernt, die ein wirklich superbes Spock's-Beard-Album ausmacht. Dazu klingt es zu sehr nach: Jetzt bloß nichts falsch machen! Ein wenig von der alten Magie ist ausgerechnet in den Songs zu hören, die der früher zur Band gehörige Neal Morse zusammen mit seinem Bruder komponiert hat: Das zwölfminütige, abschließende ›Waiting For Me‹ würde sich bestimmt im Umfeld der ersten Alben der Combo wohlfühlen, und ›Afterthoughts‹ lässt die Verspieltheit, den Witz der „alten“ Spock’s Beard anklingen. Dazu gehören dann wohl auch ein Quäntchen Beatles-Flair und Gentle-Giant-Reminiszenzen.