Peter Kovacs

Out To Lunch. Die Geschichte von Lemmy und Motörhead (1945 – 1982)

ePubli
VÖ: 2021

Exzessive Fanarbeit

Schon der erste Eindruck dieses massiven Werkes ist einschüchternd und soll es vermutlich auch sein, wie der letzte Satz des Klappentextes nahelegt: »Achtung! Dieses Buch sprengt die Anzahl an Wörtern, die einem nur beiläufigen Interesse am Thema Motörhead zuträglich ist.«

Tatsächlich ist dieses knapp achthundertseitige Buch nur der erste von drei geplanten Teilen, das Hobbybiograf Peter Kovacs, studierter Historiker und im Brotberuf Lagerist, für die Komplettdarstellung der Karriere von Lemmy Kilmister und seiner Band veranschlagt hat. Um dieses hehre Ziel zu erreichen, reichert Kovacs den Kerntext mit diversen Exkursen an. Bevor er etwa überhaupt von Kilmisters Kindheit zu berichten beginnt, sind bereits 120 Buchseiten vergangen. Er hat bis dahin Motörhead musikhistorisch bereits grob eingeordnet und die komplette Geschichte des Blues und Rock’n’Roll ab der Ankunft der Sklaven in Amerika skizziert.

Dazu hat Kovacs, der sich 2016 in Still Not Black Enough bereits der Geschichte von W.A.S.P. annahm, anscheinend viele Interviews und Bücher zum Thema gelesen und sie in diesem Buch zusammengefasst. Das lässt sich nur mutmaßen, weil er nur allgemein einige Werke im Vorwort nennt, im Folgetext dann nur bei einigen direkten Zitaten Quellen angibt.

Als besonders ärgerlich erweist sich dies, sobald der Protagonist in die Betrachtung kommt: In Form eines Romans mit auktorialem Erzähler stellt Kovacs Kilmisters Gefühle, Gedanken und Motivationen als faktisch dar; woher seine Informationen stammen, bleibt unklar. Diese Missachtung journalistischer Standards disqualifiziert Out To Lunch bei aller Detailliebe als Nachschlagewerk ebenso wie das schmerzlich vermisste Glossar.

Und selbst wenn man über diese Unzulänglichkeiten hinwegsieht, trübt das offensichtlich fehlende (inhaltliche) Lektorat das Lesevergnügen des selbstpublizierten Schmökers: Mit fortschreitender Lektüre nerven die Wiederholungen einzelner Ausdrücke und Inhalte, die den Text unnötig in die Länge ziehen.

Keine Wertung

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