Rhinoceros

The Elektra Albums 1968-1970

Esoteric
VÖ: 2020

Lebendiger Dickhäuter

Die Ambitionen, die die beiden Produzenten Paul Rothchild (The Doors) und Frazier Mohawk (Buffalo Springfield) mit Rhinoceros verfolgten, waren doch etwas hoch gesteckt: Zur Weltherrschaft hat es die von ihnen 1967 aufwendig für die Plattenfirma Elektra zusammengestellten „Supergroup“ nicht geschafft — zu drei zumeist hörenswerten Alben allerdings schon, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind.

Neben Sänger John Finley (Jon & Lee & The Checkmates), den Gitarristen Danny Weis (Iron Butterfly) und Doug Hastings (Buffalo Springfield) sowie Jerry Penrod am Bass (ebenfalls von Iron Butterfly) und Orgelspieler Michael Fonfara (Electric Flag) gehörte auch Schlagzeuger Billy Mundi (Mothers Of Invention) zur Startformation von Rhinoceros, deren Hybrid aus Soul, Funk und Spätsechziger-Heavy Rock bis zu ihrem Auseinanderbrechen immer lebendiger und stimmiger wurde.

›You’re My Girl (Don’t Want To Discuss It)‹ hatte Little Richard ein Jahr zuvor bereits aufgenommen — auf Rhinoceros (1968) ist es in einer effektvoll verlangsamten Fassung eine wahre Perle, an der auch Bob Seger, Paul Rodgers und Frankie Miller ihre helle Freude gehabt hätten. In Übersee griff sich die BBC das Power-Instrumental ›Apricot Brandy‹ zur Untermalung ihres Radioprogramms; das von Finlay verfasste ›I Will Serenade You‹ wurde fünf Jahre später in der Adaption von Three Dog Night ein Top-20-Hit.

Satin Chickens geriet ein Jahr später ein gutes Stück bedächtiger (das verwegene ›Top Of The Ladder‹ macht die Platte dennoch essenziell), ehe das personell weiter umgebaute Ensemble mit Better Times Are Coming 1970 die bei den Musikern selbst verhasste, musikalisch aber stärkste und reinste Soul-Rock-Platte zustande brachte. Alle drei Alben gibt es hier mit Booklet in einem Schuber: Empfehlenswert.

Rhinoceros: 7,5 | *
Satin Chickens: 7 | *
Better Times Are Coming: 8 | *

(7.5/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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