Eine Tour mit seinem früheren Weggefährten Michael Schenker, die Arbeiten für das dritte Album der Hardrock-Supergruppe Black Swan, ein Dauer-Engagement bei der in Las Vegas residierenden Classic-Rock-Show Raiding The Rock Vault — über einen Mangel an Arbeit kann sich Robin McAuley wohl kaum beklagen.
»Wenn ich nervös im Haus auf und ab tigere, sagt meine Frau immer, ich solle mir schleunigst eine Beschäftigung suchen«, erklärt der 72-Jährige lachend und fügt hinzu, dass die Sehnsucht nach der Bühne die einzige Sache sei, die sie nicht zu stillen in der Lage ist. Und nun erscheint auch Soulbound, sein dritter Alleingang in Folge nach jahrelanger Solo-Funkstille.
»Ich habe mich eigentlich immer als Teamplayer gesehen und hätte wohl bis heute noch keine Solo-Platte gemacht, wenn mich mein Freund Frankie Sullivan von Survivor 1999 nicht regelrecht dazu gedrängt hätte. Business As Usual war ein guter Anfang, aber erst zwanzig Jahre später konnte mich Alessandro Del Vecchio ködern, in Standing On The Edge eine weitere Scheibe aufzunehmen.«
Ursprünglich hätte der umtriebige Italiener auch für den Nachfolger von Alive (2023) als Produzent mit von der Partie sein sollen, aber die Umstände verlangten eine Planänderung. Dem Ergebnis Soulbound hat der Wechsel zu Aldo Lonobile nicht geschadet, findet der in den USA residierende Ire.
»Alessandro hat sich entschieden, weniger zu arbeiten und sich verstärkt um eigene Projekte zu kümmern. Das musste ich akzeptieren. Unserer Freundschaft hat das nicht geschadet, wir haben wieder ein paar Stücke gemeinsam verfasst.«
Dass Lonobile Gitarre und Stimme zentraler im Sound positioniert, während Del Vecchio stets das Gesamtbild im Auge behielt, ist ganz nach McAuleys Geschmack. »Soulbound ist im Gitarrenbereich druckvoller und härter geraten, von den Gesangsaufnahmen haben wir meist den ersten Take verwendet, deshalb klingt meine Stimme mitunter etwas rauer, noch nicht „warm“, weil ich dachte, ich hätte noch ein paar Versuche. So spontan gefällt es mir aber ziemlich gut.«
Zufrieden ist der Sänger auch mit seiner jungen schwedischen Begleitband, die ihn bei Auftritten in Europa unterstützen wird. »Schon die Proben klangen so gut, dass ich vor lauter Begeisterung ein paarmal meinen Einsatz verpasst habe. Da wir jetzt etwas länger spielen werden, als in der Vergangenheit, habe ich das Programm um einige Lieder aus der MSG-Phase erweitert. Warum auch nicht? Perfect Timing ist das wichtigste Album meiner Karriere und der Grund, warum ich heute noch meiner Passion nachgehen kann.«
Dieser Text stammt aus ► ROCKS Nr. 105 (02/2025).