Erst auf ihrem dritten Album blitzt, wenngleich noch verhalten, die Band auf, die man bis heute mit dem Namen Thin Lizzy in Verbindung bringt: Vagabonds Of The Western World zeigt 1973 kompositorische Struktur und in ›The Rocker‹ einen infektiösen Klassiker, der lange Zeit die Konzerte der Gruppe beendet.
Es ist das erste Album, das Eric Bells harte Heavy-Blues-Saitenarbeit zur Schau stellt — dennoch entscheidet der ausgebrannte Gitarrist, die von ihm mitgegründete Band zu verlassen.
Das folgende Nightlife (1974) ist schon deshalb eine besondere Platte im Schaffen von Thin Lizzy, weil sie die Geburt der Doppelgitarrenspitze mit dem erst 17-jährigen Schotten Brian Robertson und Scott Gorham markiert: Ein spiel- und karrierehungriger Kalifornier, der bis zu seinem Vorspieltermin noch nie etwas von Thin Lizzy gehört hatte und eigentlich in der Absicht nach Europa kam, bei Supertramp einzusteigen.
Genau wie Robertson — und im Gegensatz zu Stratocaster-Liebhaber Eric Bell — bevorzugt er als Gitarrenmodell die Les Paul: Beide werden zu den tragenden Säulen des klassischen Twin-Gitarren-Sounds der von Phil Lynott umgebauten Gruppe.
Auch wenn immer wieder die die energischen Thin Lizzy der Folgejahre durchscheinen (›It's Only Money‹, ›Sha-La-La‹), bleibt Nightlife insgesamt eine Platte der Übergangsphase, die in ›Still In Love With You‹ einen wunderbaren Klassiker abwirft: Die tolle Sologitarre hatte Gary Moore beigesteuert, der nach Bells Abgang kurzzeitig bei Thin Lizzy eingestiegen war. Die Nummer singt Gastmusiker Frankie Miller im Duett mit Phil Lynott.