Vandenberg

2020

VÖ: 2020

Alte Firma, neue Belegschaft

Es war eine Rückkehr, mit der seinerzeit nicht mehr viele gerechnet hatten: Im Februar 2014 — und damit 17 Jahre nach der Whitesnake-Platte Restless Heart — kehrte der damals sechzigjährige Adrian Vandenberg mit einer neuen Band zurück auf die Bildfläche. Die beiden Alben mit Vandenberg’s Moonkings demonstrierten eindrücklich, dass der blonde Holländer in all den Jahren, in denen er sich zwischenzeitlich der Malerei gewidmet hatte, auch als Hardrock-Musiker nichts verlernt hatte. Dennoch hat der Gitarrist die Moonkings nun aufgelöst — und prompt die Reaktivierung von Vandenberg bekanntgegeben, mit denen er in den frühen Achtzigern Erfolge feierte: Unerreicht bleibt das selbstbetitelte Debüt von 1982, das in ›Wait‹, ›Back On My Feet‹, ›Out In The Streets‹ und ›Burning Heart‹ etliche Perlen zwischen harten MSG und frühen Van Halen enthält, die der Gruppe einen solchen Popularitätsschub einbrachten, dass der Gitarrist zunächst sogar David Coverdale abblitzen lässt, als dieser ein erstes Mal mit einem Jobangebot bei ihm durchklingelte.
Bei diesem Comeback nicht dabei ist Sänger Bert Heerink, für den der Hüne Ronnie Romero in die Band holte: Der gebürtige Chilene hat sich unlängst einen Namen als virtuose Stimme bei Lords Of Black, Rainbow und CoreLeoni gemacht und liefert auf 2020 seine bislang reifste Gesangsleistung. Überhaupt gefällt das Album als klassisches Hardrock-Werk in der Schnittmenge aus Whitesnake, Badlands und Rainbow. Und als ausgesprochen bodenständiges dazu, auf dem neben Bassist Randy Van Der Elsen (Tank) und Drummer Koen Herfst (Bobby Kimball, Epica, Doro) auch Rudy Sarzo (Bass) und Brian Tichy (Schlagzeug) zu hören sind. ›Shadows Of The Night‹ und ›Shitstorm‹ sind frische, energiegeladene Rocker, ›Freight Train‹ groovt wie Bolle, ›Hell And High Water‹ spielt mit dem mystischen Unterton eines Rainbow-Klassikers wie Rising, der im Refrain von ›Ride Like The Wind‹ und in ›Light Up The Sky‹ eine unüberhörbare Verbindung zu Whitesnake eingeht.
Ein unerwartet starkes Album der ganz klassischen und bodenständigen Hardrock-Schule. Einzig die Aufbereitung der aus dem Jahr 1982 stammenden Bandhymne von ›Burning Heart‹ braucht wirklich kein Mensch.

 

(8/10)

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