Fünf Jahre haben Warrant gebraucht, um ihrem Comeback Born Again einen Nachfolger zur Seite zu stellen. Ein langer Zeitraum, der auch durch einen gründlich misslungenen Reunion-Versuch mit Original-Frontmann Jani Lane zustande kam. Statt des geschassten Jaime St. James, der in der Folge seine einstige Combo Black ‘N Blue reaktivierte, ist auf Rockaholic Stimme Nummer drei zu hören: Robert Mason, der in den Neunzigern die jeweils zweiten Alben von Lynch Mob und Cry Of Love einsang und sich zuletzt bei den Hardrockern Big Cock verdingte.
Mit neuem Frontmann klingen Warrant zunächst etwas ungewohnt. Trotzdem sticht die neue LP ihren Vorgänger Born Again konsequent aus: Der Partydurst der Frühwerke ist noch lange nicht gestillt, gleichzeitig präsentieren sich die Mittvierziger ihrem Alter entsprechend gereift und mit einem beachtlichen Substanzzuwachs in ihrer Musik. Und sie strotzen vor Selbstbewusstsein! Bestes Beispiel: das handfeste, von leichten Western-Remineszenzen eingerahmte ›Dusty’s Revenge‹.
Zu keiner Sekunde wirkt die Rekrutierung Masons wie ein Verlegenheitsbehelf — der Mann setzt mit seiner exzellenten Stimme wichtige Akzente und trägt dazu bei, dass sich Rockaholic als die (etwas) vernünftigere ältere Schwester von Dirty Rotten Filthy Stinking Rich, Cherry Pie und Dog Eat Dog makellos ins Familienfoto einfügt. Zwischen Super-Schmissigem (›What Love Can Do‹, ›Snake‹, ›Life’s A Song‹), geradlinigen Rock’n’Roll-Fegern (›Show Must Go On‹, ›Sex Ain’t Love‹) bis hin zu hitverdächtigen Breitwand-Balladen mit Streicher-Garnierung (›Home‹, ›Found Forever‹) ist alles vertreten, was man von Warant erhoffen würde.
Und Rockaholic rockt. Dazu trägt auch Keith Olsens kernige Produktion bei, die das Quintett spürbar im Hier und Jetzt verortet, ohne seine Achtziger-Wurzeln zu kappen. Das völlig blamable Cover kippt da völlig aus dem Rahmen. Die beste Warrant seit Dog Eat Dog. Ein paar Runden zum Warmwerden sollte man ihr allerdings zugestehen…