David Bowie

24. April 1974: Diamond Dogs erscheint

Schauen wir einen Augenblick zurück in eine Zeit, in der tatsächlich noch neue Alben erschienen: Am 24. April 1974 schenkte uns David Bowie das düster-intensive Diamond Dogs — zehn Monate, nachdem er Ziggy Stardust medienwirksam zu Grabe getragen hatte.

TEXT: DANIEL BÖHM

Aber nicht nur Ziggy Stardust verschwand 1973 aus der Welt. Im Oktober folgten ihm gezwungenermaßen auch die Spiders From Mars. Schlagzeuger Mick Woodmansey hatte die Gruppe bereits nach Aladdin Sane verlassen; das Cover-Album Pin Ups (1973) ist das letzte, das David Bowie mit Trevor Bolder am Bass und Mick Ronson als Gitarristen einspielt.

Auf seiner achten LP ist er überwiegend selbst an den zerrenden Sechssaiten zu hören, was vielen der auf Diamond Dogs zusammengestellten Songs eine erfrischend abgewetzte Note verpasst, die auf die Stooges und Velvet Underground hindeutet und ausgezeichnet zu dem post-apokalyptischen Text-Konzept passt, das sich Bowie (nun in der Rolle des Halloween Jack) ausgedacht hat.

Sein ursprünglicher Plan, eine Auslegung von George Orwells Zukunftsroman 1984 multimedial umzusetzen, scheiterte daran, dass ihm die Rechte verwehrt wurden: Die hierfür vorgesehenen Beiträge ›We Are The Dead‹, ›1984‹, ›Big Brother‹ (beide mit enormen Refrains bestückt) und ›Chant Of The Ever Circling Skeletal Family‹ schließen die LP ab.

›Rebel Rebel‹ und ›Rock’n’Roll With Me‹ (ein gigantisches Stück, das in einem Gospel-Finale mündet) wurden 1972 für eine nie umgesetzte Musical-Fassung von Ziggy Stardust zurückbehalten und gehören auf dem düster-intensiven Diamond Dogs ebenso zu den Glanzstücken wie das hypnotisierende ›Sweet Thing‹: Was für eine Stimme!


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