»Heute überrasche ich meine Jungs und spiele den Set rückwärts. Aber das verrat’ ihnen nicht!«, meint der Gute mit einem schelmischen Grinsen, kurz bevor er die Bühne entert.
Aber erst einmal bringen The Unity, die Combo der wegen der Reunion von Helloween mit Kai Hansen zur Untätigkeit verdammten Gamma Ray-Aktivposten Henjo Richter (Gitarre) und Michael Ehré (Schlagzeug), die knapp 900 Allgäuer auf Betriebstemperatur. Mit ihrem melodiebetonten Power Metal irgendwo zwischen Gamma Ray, Judas Priest und Saxon finden sie sofort Bindung zum Publikum, empfehlen sich zudem nachhaltig für eine eigene Headliner-Tour.
Pell & Co. haben keine Schwierigkeiten, mit ›The Wild And The Young‹, ›Wildest Dreams‹ sowie ›Fool Fool‹ den Faden aufzunehmen und den Saal auf Saunatemperaturen zu bringen. Anhänger variabler Improvisationen kommen beim epischen ›Oceans Of Time‹ sowie dem ausladenden und mit einem Drumsolo von Bobby Rondinelli aufgewerteten ›Mystica‹ respektive den Medleys ›Game Of Sins‹/›Tower Of Babylon‹ und ›Edge Of The World‹/›Truth & Lies‹/›Carousel‹ auf ihre Kosten.
Johnny Gioeli singt dabei glasklar, punktgenau und stimmgewaltig, obwohl er bei rockigen Nummern der Sorte ›Long Live Rock‹ und dem Between The Walls-Gassenhauer ›Warrior‹ wie ein geisteskrankes Rumpelstilzchen über die Bühne springt — Keyboarder Ferdy Doernberg bürstet sein Tastenbrett auch schon mal ekstatisch auf schief bis quer und schultert sich dieses übers Kreuz.
Und der Maestro selbst? Der spielt sich schlichtweg in andere Sphären und einen magischen Rausch. Als Zugabe gibt der Fünfer abermals ein deftiges Medley in bester Rainbow-Tradition, bestehend aus ›Masquerade Ball‹/›Casbah‹ sowie dem Mitsing-Finale ›Rock The Nation‹, zum Besten — und beschließt einen genial-unterhaltsamen Abend ganz im Zeichen des Classic-Rock.