Dirty Honey

Can't Find The Brakes

Dirt
VÖ: 2023

Ungebremstes Selbstbewusstsein

Sollten Dirty Honey nach dem Erfolg ihrer ersten beiden zunächst in Eigenregie veröffentlichten Platten (2022 erschienen sie ganz offiziell und gebündelt auch in Europa) irgendeinen Erwartungsdruck verspürt haben: Can’t Find The Brakes hört man es nicht im entferntesten an. Auch weiterhin verarbeiten die jungen Amerikaner in ihrem energischen Sound ein breites Potpourri an Einflüssen, von denen die meisten aus dem Siebziger-Hardrock stammen.

Led Zeppelin, Aerosmith, AC/DC und spätere Roots-Katalysatoren wie die Black Crowes gehören dazu — aber eben nicht ausschließlich. Ihre beschwingten, tanzbaren Nummern wie ›Get A Little High‹ oder das Titelstück sind noch etwas griffiger als zuletzt; in Letzterem klingt deutlich durch, dass Gitarrist John Notto seine helle Freude daran hat, ihren traditionellen Hintergrund mit Einflüssen von Morello von Rage Against The Machine und Audioslave zu vermischen.

Auf der anderen Seite scheinen die Kalifornier in jüngster Zeit häufiger The Answer aufgelegt zu haben: ›Coming Home (Ballad Of The Shire)‹ atmet irische Melancholie, wie sie in diesem Bereich sonst nur die Formation um Cormac Neeson hinbekommt. Und wenn sich im Mittelteil des zunächst hypnotisch groovenden Schlusstitels ›Rebel Son‹ wie selbstverständlich ein Klavier-Boogie herausschält, wird klar: Dirty Honey können ihr Selbstbewusstsein mit Songwriting-Kunst untermauern.

(8/10)

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