Kaum eine zweite Band des amerikanischen Progressive-Metal kann von sich behaupten, über nahezu drei Dekaden hinweg so konsequent den schwierigen Spagat zwischen Erneuerung und Integrität zur Kunst gemeistert zu haben wie Fates Warning. Nachdem 1994 das ruhig-melancholische Inside Out mit großen Emotionen (›Shelter Me‹, ›Pale Fire‹), sparsamen Arrangements und vorsichtigen Experimenten mit dezenter Elektronik verblüffte, erschaffen die Progger drei Jahre später ihr Magnum Opus.
A Pleasant Shade Of Gray ist der Scheitelpunkt, der die „alten“ Fates Warning mit den moderner tönenden New-Artrock-Ansätzen der Bandgegenwart verbindet — über einen einzigen enthaltenen Song, der in zwölf Segmente unterteilt ist. Nach Perfect Symmetry erneut als Gast dabei: Keyboarder Kevin Moore (einst kreativer Kopf von Dream Theater), der mit allerhand Samples und Sound-Schlieren für ungeheure Atmosphäre sorgt.
Diese Neuauflage hätte eine deutlich hochwertigere Aufmachung verdient als die verhältnismäßig dünne Pappstecktasche, in der gleich drei CDs Platz finden müssen: das Original-Album, ein Konzertmitschnitt von 1998, Soundcheckaufnahmen sowie eine Coverversion der Scorpions-Nummer ›In Trance‹ als alten Japan-Bonus-Track. Dazu gibt’s Demos und einen DVD-Teil mit Konzerten, die Ende der Neunziger als VHS-Mitschnitte erschienen waren.