The Georgia Thunderbolts

Bescheiden, bodenständig und bereit

Die Georgia Thunderbolts sind eines der größten Versprechen des jungen Southern Rock. Auf Can We Get A Witness gelingt dem Quintett der Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne.

Der Generationswechsel im Southern Rock hat längst stattgefunden: Bands wie Blackberry Smoke, Whiskey Myers oder auch Black Stone Cherry zeichnen heute an vorderster Front ein erfreulich vitales Bild des Genres. Auch The Georgia Thunderbolts mischen sich unter diese Garde: Fünf in Rome, Georgia, beheimatete Enthusiasten Anfang zwanzig, die nach einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Digital-EP nun ihr Album Can We Get A Witness anbieten.

»Es ist wirklich Zeit, diese Platte endlich in die Läden zu bringen«, freut sich Sänger TJ Lyle, in dessen Stimme sowohl Gregg Allman als auch Ronnie Van Zant mitklingen. »Viele der Stücke haben wir bereits vor zwei Jahren aufgenommen. Aber als die Pandemie alles lahmlegte, wollten wir es zunächst lieber bei der EP belassen.«


Ins Leben gerufen wurde die Gruppe vor bald sechs Jahren. Speziell der Schlagzeug-Punch und die Interaktion von Riley Couzzourt und Logan Tolbert als Gitarrenduo bringen die Georgia Thunderbolts immer wieder auf die Schwelle zum Hardrock. »Unser Sound ist schlicht und ergreifend die Summe unserer Einflüsse«, so Lyle. »Ich zum Beispiel bin in einer gläubigen Familie aufgewachsen und habe in der Kirche meine Liebe zum Gospel gefunden, wobei meine Lieblingsband Bad Company ist. Bristol, unser Schlagzeuger, geht völlig steil auf Black Sabbath, Van Halen und Soundgarden, während unser Bassist Zach Blackfoot und Lynyrd Skynyrd verehrt. Wenn diese unterschiedlichen Vorlieben aufeinandertreffen, entstehen Thunderbolt-Songs.«

In Richard Young steht den jungen Wilden ein gewiefter Mentor zur Seite, der in musikalischer wie geschäftlicher Hinsicht kompetente Ratschläge auf Lager hat. Der Gitarrist der Kentucky Headhunters sah die Georgia Thunderbolts während eines Festivalauftritts und bot ihnen direkt nachdem der letzte Akkord verklungen war, seine Hilfe für etwaige Studioaufenthalte an. »Seine Erfahrung hat uns unglaublich weitergeholfen, nicht nur beim Aufnehmen der Stücke«, sagt Lyle. »Als ich bei ›So You Wanna Change The World‹ mit dem Text ins Stocken geriet, ist Richard in die Bresche gesprungen und hat mir zurück in die Spur geholfen.«



Überhaupt sind es die Begegnungen mit gestandenen Musikern, die den Sänger nachhaltig beeindrucken und ihn auf seinem eigenen Weg bestärken. »Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Bescheidenheit eine Tugend ist, und diese Einschätzung wurde mir nun schon von etlichen großartigen Bands bestätigt. Vor einigen Wochen erst haben wir mit der Marshall Tucker Band auf der Bühne gestanden, deren Mitglieder einfach wunderbar mit uns umgegangen sind. Niemand behandelte uns von oben herab, alles was der Marshall Tucker Band vom Veranstalter zugestanden wurde, haben die Musiker auch an uns weitergegeben. Und auch ihren Anhängern begegneten sie auf Augenhöhe. Solch ein bodenständiges Verhältnis zu anderen Menschen imponiert mir.«

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