Wie ein Monolith ragt das 1975 erschienene Doppelalbum aus dem Schaffen dieses enomen Hardrock-Phänomens der Siebziger heraus — in seiner Vielfalt und ungebremsten Abenteuerlust ist Physical Graffiti dem wunderbaren III nahezu ebenbürtig.
Dabei wäre dieses sechste Studio-Werk als Nachfolger von Houses Of The Holy (1974) um ein Haar gar nicht zustande gekommen: Als Led Zeppelin in Headley Grange aufnehmen, sackt Bassist John Paul Jones ausgelaugt zusammen und droht damit, die Band zu verlassen. Dass sieben der 15 Originalstücke nicht in den Sessions zu Physical Graffiti entstanden, sondern sich aus nicht verwendetem Material der drei vorangegangen LPs zusammensetzen, stört nicht im Geringsten: ›Bron-Yr-Aur‹ stammt aus dem Fundus von III und ist ohne Frage eins der schönsten Akustik-Instrumentalstücke überhaupt.
Das einen feisten Haken schlagende ›Down By The Seaside‹, der strahlende ›Night Flight‹ und ›Boogie With Stu‹ fanden 171 keinen Platz auf IV während das stattliche ›The Rover‹ ursprünglich für Houses Of The Holy vorgesehen war — für diese neue Doppel-LP wurde es nochmals bearbeitet. Auch ›Houses Of The Holy‹ und das in einem Garten aufgenommene ›Black Country Woman‹ haben ihre Ursprünge in dieser Zeit.
In ihren acht neu entstandenen Liedern stellen Led Zeppelin einen musikalischen Facettenreichtum zur Schau, der in ihrer Geschichte einmalig ist. Genau wie die enorme Härte solcher Riff-Monumente wie ›Custard Pie‹, dem Heavy-Funk ›Trampled Under Foot‹ oder ›The Wanton Song‹, die nie zu Lasten der Beweglichkeit der Stücke geht.
Und dann wäre da noch das majestätische ›Kashmir‹ mit seinem orientalischen Einschlag nebst Streichern, auf welches das mystische ›In The Light‹ mit symphonischen Keyboards aufsetzt: Es ließe sich beinahe Prog dazu sagen.