Im segregierten Amerika der sechziger Jahre waren Sly And The Family Stone eine herausstechende Besonderheit: Schwarze und weiße Musikerinnen und Musiker verbanden Musikrichtungen, die zu jener Zeit ebenfalls noch vornehmlich nach Hautfarben getrennt waren: Rock und Psychedelia entnahmen sie der weißen Musiktradition, Soul, Jazz und Gospel der schwarzen.
Bandkopf Sly Stone, bürgerlich Sylvester Stewart, wuchs in einer Pfingstler-Familie vor allem mit letzterem auf. Bereits als Kind nahm er gemeinsam mit seinen Geschwistern erste Singles auf — die erste Veröffentlichung der Stewart Four war 1956 ›On The Battlefield/Walking In Jesus' Name‹. Bis auf die älteste Schwester Loretta nahmen später alle den Familiennamen Stone an und wurden Profi-Musikerinnen und -Musiker.
Der älteste Sohn entpuppte sich dabei als das größte Talent: Er lernte mehrere Instrumente und spielte bereits in der High School in der lokal erfolgreichen und multikulturellen Doo-Wop-Band The Viscaynes. Später wurde er Moderator beim Soul-Sender KSOL, auf dem er auch die Musik weißer Künstler wie der Beatles und der Stones spielte und war als Session- und Live-Keyboarder für Dionne Warwick, die Righteous Brothers, Marvin Gaye oder Chubby Checker aktiv.
Sly And The Family Stone entstand 1967 aus einer Fusion: Sly spielte seinerzeit in einer Band namens Sly And The Stones, sein Bruder Freddie bei Freddie And The Stone Souls. Ihr Debütwerk A Whole New Thing erschien noch im gleichen Jahr, ebenso ihre erste erfolgreiche Single ›Dance To The Music‹, das dem Zweitwerk (1968) seinen Namen gab.
Im Sommer 1969 — zwischenzeitlich hatte die Band in Life (1968) und dem immens erfolgreichen Stand! (1969) noch zwei weitere Alben veröffentlicht — waren Sly And The Family Stone auf ihrem ersten Karriere-Höhepunkt, der in ihrem Auftritt in Woodstock gipfeln gipfeln sollte: Ihr Konzert gilt bis heute als eines der besten des Festivals.
Mit dem Erfolg kamen aber auch die zwischenmenschlichen Probleme: Drogenkonsum und Streit verlangsamte den vormals beinahe atemlosen Arbeitsdrang des Kollektivs. Erst 1971 erschien wieder eine Platte: There's A Riot Goin' On wurde primär von Sly Stone selbst eingespielt, war eines der ersten Major-Veröffentlichungen, die eine Drum Machine einsetzten — und ein Platin-veredelter Erfolg.
Zwei weitere Studiowerke sollten noch folgen, dann brach die Band auseinander, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen: Durch den Drogenkonsum waren sie immer unzuverlässiger geworden, so dass kaum noch Promoter Livekonzerte mit ihnen veranstalten wollten. 1976 führte Sly Stone die Truppe mit neuen Mitgliedern, aber de facto als Solo-Projekt weiter — 1982 war dann endgültig Schluss.
In den folgenden Jahrzehnten machte sich Sly Stone in der Öffentlichkeit ausgesprochen rar und trat nur als sporadischer Gastmusiker in Erscheinung. Seine letzte Platte I'm Back! Family & Friends mit Gastbeiträgen von Jeff Beck, Bootsy Collins und Ray Manzarek erschien 2011. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er seine Autobiografie.
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»Sly war eine monumentale Figur, ein Innovator und ein echter Pionier, der die Landschaft des Pop, des Funk und der Rockmusik neu definiert hat«, so seine Familie im Nachruf. »Er hat erst kürzlich ein Bio-Pic über sein Leben beendet. Es ist ein Projekt, von dem er kaum erwarten konnte, dass die Welt es sieht.«
Sly Stone starb am 9. Juni an den Folgen der Lungenkrankheit COPD und weiteren gesundheitlichen Problemen. Er wurde 82 Jahre alt.