Opeth

Pale Communion

Roadrunner
VÖ: 2014

Siegreich in allen Genres

Um die Magie zu beschreiben, die das neue Opeth-Album verströmt, reichen Worte schwer aus. Pale Communion muss man gehört und sinnlich erlebt haben: mal laut und mit voller Intensität, die einen die große Dynamik dieser Scheibe auch physisch spüren lässt, und dann auch mal leise und bedächtig, um der latenten Melancholie der Lieder zu folgen.

Pale Communion ist ein nahezu perfektes Zusammenspiel aus großartigen Songs und einer Instrumentierung voller Tiefgang und einer selten schöner Strahlkraft. Es lassen sich Chöre entdecken, wie man sie einst auf Argus von Wishbone Ash zu hören bekam, und auch die feinen Akustikgitarren-Arrangements deuten immer wieder auf Stücke wie ›Time Was‹ oder ›Throw Down The Sword‹. Man hört Orgelklänge, die in Jon Lord’scher Manier offen und protzig das Geschehen diktieren (›Eternal Rains Will Come‹) oder sich an anderer Stelle dezent dem Gitarren-Arrangement von Bandchef Mikael Åkerfeldt und seinem Solo-Saitendehner Fredrik Åkesson unterordnen.

Aus ›River‹ spricht deutlich vernehmbar Åkerfeldts Passion für die folkigrockigen Klänge von Crosby, Stills, Nash & Young — und überhaupt dokumentiert Pale Communion die konsequente Weiterentwicklung seiner über alle Tellerränder hinausgehenden Stilvisionen. Einst gestartet mit einem Hybriden aus hartem Metal und feinsinnigem Prog-Rock, hat der Schwede mittlerweile jeglichen metallischen Ansatz in seiner Musik fallengelassen und sich mehr denn je auf den Sound der Siebziger eingeschossen: Spuren von Camel lassen auf diesem Wunderwerk ebenso grüßen wie Jethro Tull, Pink Floyd und auch King Crimson, wobei deren jazzig-avantgardistischer Ansatz, den Åkerfeldt auf Heritage (2011) stärker protegierte, nunmehr geschickt in flüssigere Arrangements eingebettet ist.
 

Pale Communion funkelt wie eine Mischung aus Argus und Moonmadness — ein gewaltiges Album, das mit jedem Hören dazugewinnt.

(9.5/10)

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