Was einst als Prog von Großbritannien aus die Welt verzauberte, kehrte in den späten Siebzigern als Bumerang — und durch den Filter des neuen amerikanischen Arena-Rock gepresst — zurück in die Heimat, um eigene Blüten zu treiben. Magnum haben ihr eigenes Bild des europäischen Pomp-Rock kultiviert, das sie seit den frühen Achtzigern verkörpern. In ihrer Findungsphase klangen sie noch ein wenig anders: Der starke Prog- und überdeutliche Queen-Anstrich von Kingdom Of Madness (1978) und dem ein Jahr später von Leo Lyons (Ten Years After) produzierten und stärker geschliffenen Zweitwerk II verblüfft und fasziniert bis heute gleichermaßen. Mit ihren kunstvoll verschachtelten Kompositionen basteln sie an ihrer Idee von Art-Rock: viel Klavier, ständige Takt- und Strukturwechsel, fliegende Synthies, synchronisierte Gitarrenläufe und theatralisch-triumphierende Gesänge der Queen-Chor-Schule. Das 1980 aufgenommene Chase The Dragon erscheint erst zwei Jahre später und belegt, dass ein Meisterwerk wie On A Storyteller’s Night (1985) nicht im luftleeren Raum erblüht ist: Die Konzertklassiker ›The Spirit‹ und ›Sacred Hour‹, aber auch ›The Lights Burned Out‹ oder ›Soldier Of The Line‹ sind diesem in vielen Belangen durchaus ebenbürtig. Das lässt sich auch vom Nachfolger The Eleventh Hour (1983) behaupten, dessen durchweg starke Songs unerklärlicherweise eine wesentlich kürzere Halbwertszeit entwickelt haben.
Als preisgünstige 6-CD-Box bündelt Great Adventure ihre ersten vier Studio-Alben sowie das Live-Dokument Marauder. Den üppigen Bonus bilden eine Vielzahl von Studio- und Live-Raritäten, eine separate CD mit Demos und Outtakes ihres Debüts sowie unveröffentlichte und bereits 1974 entstandene Preziosen wie ›Sea Bird‹, ›Stormbringer‹ oder ›Slipping Away‹. Ausführliche Begleittexte bieten erhellende Einblicke in die wechselhafte Geschichte der Band, die lange vom Überlebenskampf geprägt war.
Alben: —