Neal Morse

Jesus Christ The Exorcist

Frontiers
VÖ: 2019

Nächste Haltestelle: Broadway

Mit schwierigen Stoffen kennt er sich aus. Nach der Vertonung von John Bunyans Die Pilgerreise blieb dem einstigen Spock’s Beard-Frontmann eigentlich nur eine Steigerung: Nach zehnjähriger Vorbereitung hat der bibelfeste Vollblutmusiker so etwas wie eine Prog-Version von Jesus Christ Superstar geschaffen. Zu einer ähnlich opulenten Progressive-Rock-Keule wie The Similitude Of A Dream oder kürzlich The Great Adventure hat Neal Morse sein neuestes Solo-Werk aber nicht werden lassen: Jesus Christ The Exorcist ist ein lupenreines Musical-Drama, das trotz seiner Fokussierung auf erzählenden Gesangspassagen gekonnt mit Heavy Rock und Klassikelementen hantiert.

Das zehnminütige ›Jesus’ Temptation‹ beeindruckt als stimmige Verbindung von Prog-Rock und Musical-Bombast, ›Gather The People‹ ist ein handfester Hardrocker, in ›He Must Go To The Cross‹ kombiniert er recht abenteuerlich Gospel-Gesänge und Heavy-Metal-Riffs. Auch das von Ted Leonard überragend gesungene ›Get Behind Me Satan‹, in dem Morse Elemente von Deep Purple oder Black Sabbath verarbeitet, zählt zu den Höhepunkten des ambitionierten, über zweistündigen Werks, das die Grenzen zum Kitsch glücklicherweise nur in seltenen Momenten wie in der gruseligen Schmalz-Ballade ›Free At Last‹ überschreitet.

(8/10)
TEXT: MARKUS BARO

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