No-Man

Love You To Bits

Caroline International
VÖ: 2019

Emotionen wie ein Atari-Computer

Für Strukturhörer ist die neue Steven Wilson/Tim Bowness-Kollaboration ein Graus. Simple Harmonien, repetitive Melodien und straighte Beats prägen das Comeback von No-Man. Waren die Werke der Vergangenheit ansehnliche Art-Pop-Produktionen mit elektro-affinen Momenten, herrscht hier das Diktat moderner Genres wie EDM und Synth Wave. Die gerade einmal zwei Tracks teilen sich in je fünf Unterkapitel. Das Thema einer gescheiterten Beziehung zieht sich durch beide Songs.

Musikalisch verwendet die beiden Musiker, die für Bowness letzte Solo-Scheibe Flowers At The Scene (2019) wieder zusammenfanden, das identische Material. Abwechslung bietet Love You To Bits in Sachen Sounddesign, bei dem Wilson gewohnt detailliert arbeitet und ein Händchen für innovative Klänge beweist. Bowness singt klar, der emotionale Ausdruck bewegt sich leider auf dem Level eines Atari-Computers. Ähnlich wie bei Lunatic Soul, dem Nebenprojekt von Riverside-Mastermind Mariusz Duda, hört man lieber die Originale wie Tangerine Dream, Vangelis, Kraftwerk oder heuer Daft Punk.

(6/10)
TEXT: YAN VOGEL

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