Stryper

Even The Devil Believes

Frontiers
VÖ: 2020

Seelenfreude dank klassischer Werte

Von den Unsicherheiten, die Stryper auf den ersten Schritten nach ihrer zu Beginn des Jahrtausends vollzogenen Reunion noch etwas wanken ließen, ist spätestens seit Second Coming absolut nichts mehr zu spüren: Das 2012 entstandene Remake-Werk brachte die Kalifornier wieder auf Tuchfühlung mit ihrem Klassiker-Sound, den sie auf den drei nachfolgenden Platten wiederbelebten und überzeugend weiterführten. Es wäre nichts dagegen einzuwenden gewesen, hätten Michael Sweet und sein Quartett in Schwarzgelb genau so weitergemacht. Doch der singende Gitarrist hat nachgebessert und Even The Devil Believes vor dem Überdruck bewahrt, der besonders God Damn Evil (2018) und mit Abstrichen auch Fallen (2015) zu frontalen, lauten und im Gesang zuweilen auch etwas schrillen Platten machte.
Mit großer Sorgfalt bei den Arrangements der neuen Songs und ihrer Sounds hat Sweet ein unerwartet klassisch tönendes Stryper-Album in der Tradition von To Hell With The Devil und Soldiers Under Command geschaffen, das um einiges flüssiger, gelassener und, ja: viel angenehmer wirkt als seine Vorgänger. Wie Sweets markante Gitarren in ›Make Love Great Again‹ im Raum schwingen und zerren, ist die reinste Seelenfreude — klassischeren und von jedem Achtziger-Restkitsch befreiten Stryper-Metal als hier, in ›Let Him In‹ oder ›Do Unto Others‹ gab es ewig nicht zu hören. Auch ›This I Pray‹ verdient Erwähnung: Singende Gitarrenharmonien und feine Orgel- und Flötensounds grundieren das chorunterstütze Lied, dessen leichter Southern-Vibe grob in der Tradition von ›Stand‹ (Poison) steht.

(9/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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