Bei aller Sympathie, die man der ersten nur in Australien erschienenen LP von AC/DC entgegenbringen kann und sollte: Wirklich verwunderlich ist es nicht, dass auf der späteren internationalen Ausgabe von High Voltage lediglich das unerreicht laszive ›Little Lover‹ und ›She’s Got Balls‹ (Bon Scotts Lobgesang auf seine Ex) ein weiteres Mal Verwendung fanden. Entstanden ist die Platte gerade mal in zehn Nachtschichten unter der Produktionsleitung der ehemaligen Easybeat-Leute Harry Vanda und George Young. Eine feste Rhythmusgruppe hatten AC/DC dereinst noch nicht: In sechs der acht Stücke ist Tony Currenti am Schlagzeug zu hören, bei den eingangs erwähnten Nummern sind es John Proud von der Marcus Hook Roll Band und Peter Clack. Den Bass übernimmt überwiegend George Young selbst.
Das hier eine noch junge Band nach ihrem Weg sucht, ist nicht zu überhören. ›Stick Around‹ ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Band hier stark mit dem Einfluss der Engländer Free spielt — sowohl in den Bassläufen, dem Schlagzeugspiel und auch im Koss-verdächtig klagenden Vibrato der Leadgitarre. Stürmisch gerät der Einstieg mit dem elektrisierenden Cover der Blues-Nummer ›Baby Please Don’t Go‹ (Big Joe Williams). Das innerhalb seiner sechs Minuten stetig an Kraft gewinnende ›Soul Stripper‹ entlädt sich in einem langen Solo-Duell von Malcolm und Angus, während der Tango-Boogie ›You Ain’t Gotta Hold On Me‹ seltsam zahm gerät, bevor einen der ›Love Song‹ als leicht psychedelisches Schrammel-Liedchen ratlos im Regen stehen lässt.