Trouble

Manic Frustration

Hammerheart
VÖ: 2020

Es dampft und dröhnt

Als sich die Wege von Trouble und Produzentenkauz Rick Rubin 1990 zum ersten Mal kreuzten, hatten die zehn Jahre zuvor an den Start geschlichenen Doom-Hardrocker in Psalm 9 (1984), The Skull (1985) und Run To The Light (1987) bereits drei hervorragende Alben in ihrer Vita. Die Zusammenarbeit mit Rubin und dessen Plattenfirma Def American versprach ihrer Karriere Großes. Tatsächlich endete sie abrupt nach zwei Platten, die mit dem noch etwas härteren Plastic Green Head (1995) zum Wertvollsten gehören, was dampfender, zeitgemäß und bretthart interpretierter Siebziger-Hardrock jemals zu bieten hatte. Und in der Misere, dass ausgerechnet Trouble (1990) und Manic Frustration (1992) fast dreißig Jahre lang überhaupt nicht mehr zu bekommen waren. Spätestens mit ihrer selbstbetitelten LP von 1990 hatte die Band aus Chicago damit begonnen, sich in immer größeren Schritten von der schweren Doom-Melancholie ihrer Anfangstage zu entfernen und stattdessen die psychedelischen Ansätze in ihrer Musik gepflegt, die sich besonders hübsch in ›The Misery Shows (Act II)‹ niederschlugen — und auf Manic Frustration einen ganz neue Qualität erlangten. Man stelle sich eine von Adrenalin durchflutete Action-Ausgabe von Black Sabbath vor, durch die Eric Wagner mit seiner weinerlichen Stimme und die puristisch schmatzenden Schneidesounds des Gitarrendoppels Bruce Franklin und Rick Wartell leiten (deren erhabene Twin-Leads sich ab 1992 allerding nicht mehr ganz so erhaben aus den Songs schälten): Einmalig. Wer die sehr kostspielige Jagd auf die Original-LPs scheut, sollte hier unbedingt zugreifen. Noch besser, weicher und detailreicher klingen allerdings die Originale — gerade in den etwas leiseren Momenten.

(9/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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