Ayreon

The Theory Of Everything

InsideOut
VÖ: 2013

Die fabelhafte Welt des Arjen

Arjen Lucassen hält mit unerschrockener Standhaftigkeit das Rockoper-Genre am Leben. Wieder einmal hat der Holländer etliche Gastsänger (dieses Mal sind’s nur sieben) ins Studio gelotst und ihnen in Rick Wakeman, Keith Emerson, John Wetton und Steve Hackett verdiente Veteranen des Prog-Rock zur Seite gestellt: Die inhaltliche Klammer dieses Doppelalbums sei »der schmale Grat zwischen Genie und Wahnsinn«, sagt der Schöpfer.

Musikalisch bewegt Ayreon sich wie immer zwischen Kitsch und Kunst, zwischen Virtuosität und Selbstverliebtheit. Obwohl die vier langen Stücke des Werks in 42 Einzel-Segmente unterteilt sind, obwohl sich nur ganz selten eine komplett durchgehaltene Songstruktur auftut, folgen die einzelnen Teile doch einem roten Faden. Nichts wirkt erzwungen, nichts mit dem Rechenschieber gestaltet oder wüst aneinander geschraubt. Faszinierend vor allem, wie diese schnell wechselnden Stimmungen zwischen Metal, Folk, Klassik-Anleihen, dramatischen Gesangsduetten und morgenländischen Harmonie-Einsprengseln, ja sogar musical-nahem Pomp, ein anheimelndes Ganzes ergeben. Schönheit siegt eben immer — auch über Klebrigkeit. Dieses Album ist das laut prasselnde Kaminfeuer, an das man sich setzen möchte, wenn draußen der Sturm tobt.

(8.5/10)

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