Nach zwei Alben mit seiner Band Honeytribe und der großartigen Platte der Royal Southern Brotherhood, die im vergangenem Jahr mit Mike Zito (Gitarre) und Sänger Cyril Neville entstand, wagt sich der Sohn von Allman-Bruder Gregg an sein erstes Solo-Album. Turquoise beschreibt einen paradiesischen Zustand, in dem alle Traditionen Amerikas zu einem breiten Strom der ethnischen Besonderheiten zusammenfließen und sich in den Ozean der Weltkultur ergießen.
In diesem Wasser spielt es keine Rolle mehr, woher dies oder das kommt, es zählt einzig, was es ist. Devon Allman ist es hörbar egal, ob seine Einflüsse nun Rock, Blues, Southern, Soul, Jazz, oder Weltmusik heißen. Er macht sich einfach seinen eigenen Reim auf all das und kümmert sich um griffige Roots-Songs. ›Don’t Set Me Free‹ ist ein solcher, ein ausgesprochen emotionaler noch dazu.
Auch ›Stop Draggin’ Me Around‹ gehört in diese Kategorie: Eine kernige Interpretation des Heartbreakers-Songs, den Tom Petty Anfang der Achtziger für das Solo-Debüt von Stevie Nicks zum Duett freigab: Auf Turquoise teilt sich Allman Gesang und Gitarren mit der jungen Blueserin Samantha Fish. Allmans bluesig-soulige Stimme fügt sich wie auch seine Musik in die reichhaltige Tradition ein, die von der Band seines Vaters bis hin zu Bob Seeger reicht und noch ein paar Umwege über Marvin Gaye und Santana mitnimmt.
Man wünschte sich, der begnadete Gitarrist würde etwas offensiver in die Saiten greifen. Doch um die Gitarre als Solo-Instrument geht es ihm hier gar nicht. Devon Allman will Geschichten erzählen. Und aufs Fabulieren versteht er sich, ob man seinen persönlichen Stil nun mag oder nicht. Trotz erwähnter Scheu, die musikalische Kante zu zeigen, sind seine Kurzgeschichten vom Weggehen und Ankommen wunderschön und glaubwürdig. Ein kleiner Höhepunkt ist das betont unaufwendige Instrumental ›Yadira’s Lullaby‹. Richtig gut.