Als das britische Quartett im März 1980 ins Studio ging, um sein Debüt aufzunehmen, war es in prächtiger Verfassung. Seit ihrer Gründung im Sommer 1976 war die Band unermüdlich durch die Clubs gezogen, hatte ihren Songfundus sukzessive aufgestockt und mit ›Shoot Out The Lights‹ (1979) und ›Sweet And Innocent‹ (1980) zwei Singles über Kleinstlabel veröffentlicht.
Lightning To The Nations entstand in gerade mal sieben Tagen, die Scheibe weißt Sänger Sean Harris und Gitarrist Brian Tatler als exquisite Songschreiber aus, die sich von Judas Priest, UFO, Led Zeppelin, AC/DC und Black Sabbath inspirieren ließen. Mit Bassist Colin Kimberley und Schlagzeuger Duncan Scott setzten sie ihre Kompositionen jedoch wesentlich ruppiger in Szene als die alten Recken.
Räudige Gitarrenriffs, pluckernde Rhythmen und ein ausgeprägtes Melodiegespür ergeben im Verbund Großes: Das harsche ›The Prince‹ gehört wie auch ›It’s Electric‹, ›Am I Evil?‹ (Metallica haben diese Nummer später zu ihrer eignen gemacht) und ›Sucking My Love‹ zu den herausragenden Momenten der New Wave of British Heavy Metal.
Der Erfolg blieb trotzdem überschaubar: Zu oft stand sich das Quartett in den Folgejahren selbst im Weg, begab sich grundlos auf einen musikalischen Schlingerkurs und erstickte so jedwede Chance auf den großen Durchbruch im Keim.
Diese jüngste Variante von Lightning To The Nations enthält neben dem vom heutigen Diamond Head-Sänger Rasmus Bom Andersen remasterten Album fünf der sieben ursprünglichen Songs im lange verschollenen Original-Mix sowie sieben klanglich ebenfalls auf Vordermann gebrachte Stücke der frühen Kleinformate.
Brian Tatlers informative Liner-Notes runden die Veröffentlichung ab, die sich einzig beim neuen Cover Kritik gefallen lassen muss: Die aseptisch wirkende Computergrafik passt einfach nicht zum organischen, hochenergetischen Inhalt — auch wenn sie auf Tatlers eigener Idee fußt.
Album: 9
