Als die Drive-By Truckers Ende der Neunziger ihre ersten Platten veröffentlichten, war schwer zu erahnen, welch künstlerisches Format in der Band aus Athens, Georgia und ihrem Derivat aus Southern-Rock und Alternative-Country noch schlummert. International Notiz von ihnen nahm man erst ab 2001 und dem famosen A Southern Opera, ehe sie sieben Jahre und vier Alben später mit Brighter Than Creation’s Dark in die nächste Schaffensphase eintraten und ihr Southern-Image effektiv aufbrachen, von Opulenz befreiten und erweiterten: Längst bildet der Begriff Roots-Rock treffender ab, was die Drive-By Truckers umtreibt.
Inhaltlich sind es Alltagsgeschichten von menschlichen Ängsten und heimlichen Leidenschaften, die seit der Finanzkrise 2008 zunehmend politisch und vom gesellschaftlichen Diskurs gefärbt sind, den sie in ihrem Heimatland erleben. Es kommt einem Statement gleich, dass sie das beinahe ohnmächtige ›Rosemary With A Bible And A Gun‹ an den Anfang ihrer zwölften Studio-Platte setzten und nicht das überaus beschwingte ›Armageddon’s Back In Town‹ danach — beide sind aufgeladen mit Bruce Springsteen und The Hold Steady. Schaustücke ihrer Kunst des Country-Storytelling gibt es in ›Thoughts And Prayers‹ und ›21st Century USA‹, während ›Awaiting Resurrection‹ einen drückenden, verdammt schweren Blues mit unheilvoll verhallten Knarz-Gitarren abwirft, der nur noch von ›Babies In Cages‹ übertroffen wird: als spielten die Drive By-Truckers zusammen mit Warren Haynes und Gov’t Mule auf Rattle And Hum von U2. Enorm.