Stolze fünf Jahre haben Foreigner gebraucht, um in runderneuerter Besetzung mit Sänger Kelly Hansen ein Studioalbum unter Dach und Fach zu bringen. Das bereits auf der Best-of-CD No End In Sight von 2008 verwendete ›Too Late‹ ist für Can’t Slow Down wenig repräsentativ: Während dieser Song mit seinen Siebziger-Anklängen auch auf Double Vision hätte stehen können, wurzelt das Gros des neuen Materials spürbar in den Achtzigern.
Hansen, der seine enormen Qualitäten live schon vielfach vorgeführt hat, singt darauf viel besser, als sein renommierter Vorgänger Lou Gramm es heute könnte. Dem steht er stimmlich nahe, läuft aber nie Gefahr, als Klon daherzukommen. Am deutlichsten zeigt das die Nummer ›Fool For You Anyway‹ vom 1977er Debüt, der Produzent Mark Ronson (Amy Winehouse, Christina Aguilera) in der Neuaufnahme ein stilvolles Sixties-Soul-Feeling spendiert hat. Den Rest der Platte hat Jones zusammen mit Marti Frederiksen (Def Leppard, Aerosmith, Mötley Crüe) überwacht.
Herausgekommen sind jede Menge gelungener Lieder, darunter die famose Powerballade ›I’ll Be Home Tonight‹ oder das schmissige ›Give Me A Sign‹. Und dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass bei Can’t Slow Down noch mehr drin gewesen wäre. Der letzte Funke, das letzte Feuer fehlt. Der eröffnende Titelsong, eindeutig Höhepunkt der Platte, zeigt, wie mitreißend diese Formation rocken kann. Wenn Foreigner manche Nummer-Sicher-Ballade weniger aufs Parkett legen würden, wäre die Freude über diese Scheibe noch größer.