Glass Hammer

Chronomonaut

Sound Resources
VÖ: 2018

Progressiv-Rock mit neuem Schwung

Ohne ihren langjährigen Gitarristen Alan Shikoh klingen die Amerikaner richtiggehend entfesselt — und erweitern ihren feingeistigen Symphonic-Prog um fein abgestimmte Bläser-Sätze und eine jazzrockige Verspieltheit. Chronomonaut ist ein witziges Konzeptalbum, das die Ereignisse des 2000 veröffentlichten Chronometree weiterspinnt und die Mechanismen des Genres lustvoll auf die Schippe nimmt. Nebenbei wildert es auch gekonnt in traditioneller und jüngerer Prog-Geschichte. Die Beatles, frühe Rush, Gentle Giant, Yes oder gar Transatlantic rauschen permanent durch das Glass Hammer-Klanguniversum, das mehr denn je von Fred Schendels elegischen Keyboard-Texturen und den eleganten Bassläufen von Steve Babbs geprägt ist. Allerdings wird immer stärker ihr Drang spürbar, sich von ihren Vorbildern emanzipieren zu wollen. Dies gelingt vor allem im melodischen, von Susie Bogdanowicz gewohnt gefühlvoll interpretierten ›A Hole In The Sky‹, dem stimmungsvollen Instrumental ›It Always Burns Sideways‹, das aus zwei vollkommen unterschiedlichen Hälften besteht und dem exzellenten Jazz-Rocker ›The Past Is Past‹ mit rauschender Hammondorgel und der schönen Blues-Gitarre von Gastmusiker Brian Brewer. Dass Glass Hammer in ›Tangerine Meme‹ den deutschen Ambient-Pionieren fast gleichen Namens huldigen, ist einen Extra-Applaus wert.

(8/10)
TEXT: MARKUS BARO

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