Iggy Pop

Free

Universal
VÖ: 2019

Punk auf Abwegen

Nach der Tour zu seinem letzten Album Post Pop Depression fühlte sich der Punk-Gottvater leer und ausgebrannt und suchte nach einem neuen künstlerischen Ansatz. Für seine aktuelle Scheibe hat er sich die Musik von Jazz-Komponist Leron Thomas auf den ausgemergelten Leib schneidern lassen und vertont Gedichte von Dylan Thomas oder Lou Reed. Free ist ein nach bester Iggy-Manier verdrehtes Düster-Jazz-Werk geworden, das man dem 72-Jährigen nicht unbedingt zugetraut hätte und bei dem einzig das rüde ›Dirty Sanchez‹ an alte Punk-Zeiten erinnert.

Mal eine verirrte Trompete, da die Andeutung eines Gitarrenriffs oder schüchterne Piano-Tupfer: Pop genügen Songfragmente, lässt vieles unvollendet, und das ist vom Ansatz gar nicht so weit von frühen Stooges-Klassikern wie Raw Power entfernt. Der düstere Groove von ›Loves Missing‹ geht beinahe als opulent durch, ›Glow In The Dark‹ klingt exakt, wie der Titel vermuten lässt, und ›James Bond‹ kommt mit einem spartanischen Bassriff über die Runden. Gelegentlich zitiert der alte Schelm Weggefährten wie David Bowie oder Brian Eno, seine Stimme klingt beschwörend und eindringlich wie eh und je, auch, wenn er sich in ›Page‹ einige recht schräge Gesangskapriolen leistet.

(7/10)
TEXT: MARKUS BARO

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