Deep Purple

Live In Rome 2013

EAR Music
VÖ: 2019

Mitleid und intime Momente

Den Anfang dieses in Rom aufgenommenen Konzerts bildet der Dreierpack ›Fireball‹, ›Into The Fire‹, ›Hard Lovin’ Man‹, mit dem sich Don Airey als Meister des Wahnsinns vorstellt: In ›Fireball‹ schießt er ein vollkommen neues Solo ab und liefert in ›Hard Lovin’ Man‹ den akkuraten Gegenpart zu Steve Morses aggressiver Gitarrenerotik. Die alten Songs machen aber auch sehr deutlich, worunter die Live-Performance der Band nicht erst seit 2013 leidet: Ian Gillan packt einfach die wirklich hohen Töne nicht mehr.

Manchmal zieht er sich ehrenhaft tiefergelegt aus der Affäre, manchmal möchte man fast Mitleid haben mit dem sich unüberhörbar quälenden Frontmann. Das schwierige ›Perfect Strangers‹ hingegen singt er nahezu perfekt und mit anrührender Wärme. In dieser Version beweist auch Morse, dass er Airey in Sachen Wahnsinn in nichts nachsteht. Die Klangkaskaden, die den Zentralriff umfächeln, kommen aus einer anderen Welt voller anfliegender Raumschiffe.

Dafür verleiht er dem musikalischen Treppenwitz ›Vincent Price‹ eine massive Heavyness, dass man sich fast fürchten könnte, müsste man nicht lachen angesichts dieser offensichtlichen Alice Cooper-Parodie. ›The Mule‹ — inklusive kurzweiligem Drumsolo — klingt nach Sturm und Drang. Das exakte Gegenteil ist ›All The Time In The World‹. Nicht unbedingt ein Paradestück für die Bühne, schafft es hier doch einen intimen Moment. Und Gillans Stimme strahlt genau das aus, was sie in tieferen Tonlagen so gut kann: Vertrauen, Gelassenheit, Zuneigung, Altersweisheit.

10
Keine Wertung

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