Den Holländern merkt man heute die Lust deutlich an, endlich ihr fantastisches Zweitwerk Summerland live präsentieren zu können. Bei ihrem achtzigminütigen Auftritt auf der Freilichtbühne des 7er-Clubs verbannen sie deshalb den bisherigen Einstand, das anmutige und sanft dahinschaukelnde ›Sulphur & Starlight‹, das vom Charakter her etwas an die Sisters Of Mercy zu Floodland-Zeiten denken lässt, an die vierte Stelle und beginnen mit dem ungleich härteren Ohrwurm ›Wolf Moon‹.
Schon da fällt auf, dass van Dorst, die ein wenig an eine junge Patti Smith erinnert, besser als auf Platte klingt; auch Lieder wie das dezent progressive ›Be Your Sins‹ oder ›God Particle‹ geraten auf der Bühne dank dreifacher Klampfen-Power um ein Vielfaches dynamischer. Letzteres hätte sich mit seinem rasselnden Bass, flirrendem Gitarren-Geheul und einem leicht orientalischen Einschlag den Okkult-Rockern The Devil’s Blood zuordnen lassen, bei denen Tieftöner Job van de Zande einst wirkte, und belegt, warum bei Dool gängige Charakterisierungsversuche schnell scheitern.
Dark Rock nennt die Truppe aus Rotterdam ihren Sound, der sich zu gleichen Teilen aus Doom Metal, progressivem Rock und einem starken New-Wave-Einschlag speist. In ›Darkest Hour‹ oder ›A Glass Forest‹, den schwere Metal-Riffs durchpflügen, vereinen sich diese Elemente auf einzigartige Weise, ›Oweynagat‹ vom Debüt Here Now, There Then (2017) dagegen kann die Seelenverwandtschaft zu den britischen Industrial-Pionieren Killing Joke kaum verleugnen, deren größten Hit ›Love Like Blood‹ der Fünfer folgerichtig im Programm führt. Der Abschluss der Show ist ein Lehrstück in Dunkel-Melancholie. ›Dust & Shadows‹ klingt wie My Dying Bride ohne die Trauerweiden-Geige.