Spock's Beard

Noise Floor

InsideOut
VÖ: 2018

Opulentes Acht-Gänge-Menü

Klare Songstrukturen, geradliniger Riff, ein strahlender Refrain: ›To Breathe Another Day‹ bietet den gelungenen Einstieg in das 13. Album von Spock’s Beard, auf dem die Retro-Progger (wenn man sie denn so nennen will) geradezu lustvoll demonstrieren, wie brillant sie ohne ihren langjährigen Steuermann Neal Morse sein können. Im nachfolgenden ›What Becomes Of Me‹ führt sich Dave Meros als solider Chris Squire-Gedächtnisbassist ein: Auf diesem Fundament sorgt ein vielschichtiges, hochmelodiöses Gesangsarrangement für angenehmes Kribbeln, unterfüttert mit vertrackten, aber gut versteckten Rhythmen. Nostalgische Mellotronklänge schaffen dazu eine wohlige Siebziger-Prog-Atmosphäre.

›Somebody’s Home‹ lebt von seinen Laut-Leise-Kontrasten und wird mit einem feinen Arrangement für zwei Violinen, Cello und Englischhorn aufgepeppt, das so klingt, als habe der zurückgekehrte Drummer Nick D’Virgilio den Geist seiner anderen Band Big Big Train mit eingeschleppt. Bis dann ein richtig fetter Refrain den Blick auf eine sonnendurchflutete Lichtung freigibt. In diesem erhaben-schönem Song kulminiert ausnahmslos alles, was Prog-Rock kann. ›Have We All Gone Crazy Yet‹ treibt diese Idee auf die Spitze: Eine Achterbahnfahrt zwischen einer ständig variierten Gitarren/Keyboard-Melodie, jäh unterbrochen von einem swingenden Break, der zu einem Alan Morse-Gitarrensolo vom Typ ich-kann-genauso-schräg-wie-Zappa überleitet, so verstörend wie faszinierend.

›So This Is The Life‹ ist dann das Kontrastprogramm zu allen hochfahrenden Instrumentalorgien und verbindet Pink Floyd mit den Beatles. Und für alle Freunde des mathematischen Frickelns, der düsteren Harmonien und durchgeknallter Tastenexperimente gibt es schließlich ›Box Of Spiders‹, das seinem Titel alle Ehre macht. Was noch fehlt? Eine feierliche Hymne! Mit ›Beginnings‹ setzt die den Schlusspunkt des Albums.

(9/10)

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