Spock's Beard

The Oblivion Particle

InsideOut
VÖ: 2015

Mit Gelassenheit zu neuer Stärke

Dass die Kalifornier ein ziemlich dickes Fell besitzen, haben sie in ihrer Geschichte mehrfach bewiesen. Ihre klassische Ära fand nach zehn Jahren ein jähes Ende, als sich Bandgründer, Sänger und Multiinstrumentalist Neal Morse aus den Vintage-Proggern ausklinkte — just in dem Augenblick, als es mit Art-Rock langsam aber sicher wieder aufwärts ging. Besonders Feel Euphoria (2003) und Octane (2004) als erste Gehversuche ohne ihren langjährigen Anführer fehlten der verzweigte Tiefgang und die musikalische Bandbreite ihres höhepunktreichen Frühwerks. Kaum war das Ensemble mit dem bemerkenswerten X (2010) zu alter kreativer Stärke zurückgekehrt, da verkündete der als Sänger nachgerückte Schlagzeuger Nick D’Virgilio seinen Ausstieg. Auch diesem Rückschlag begegnete die Band mit Gelassenheit. The Oblivion Particle ist nun das zweite Album, auf dem Enchant-Sänger Ted Leonard zu hören ist — und das erste, auf dem er zeigt, dass er endgültig angekommen ist in der Gruppe. Der ersten Hälfte ihrer zwölften Platte spendieren Spock’s Beard einen beträchtlichen Anteil ausgesprochen zugänglicher Melodien und süffiger Refrains: ›Minion‹ etwa birgt Reverenzen an Kansas, Yes und Enchant, ähnlich das als Ballade getarnte ›Hell’s Not Enough‹ gleich im Anschluss. Auch Genesis scheinen eine größere Rolle auf The Oblivion Particle zu spielen, und zwar nicht nur die Ära von The Lamb Lies Down On Broadway, wie im Herzstück ›Bennett Builds A Time Machine‹, sondern auch die der weniger beachteten Frühachtziger-Alben Duke und Abacab.

(7.5/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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