Die 2013 von Sänger Joseph Michael und Gitarrist Jake Dreyer gegründeten Witherfall sind eine Klasse für sich. Ihr ureigener Mix aus düsterer Melancholie, rasender Aggression, einschmeichelnden Melodien, extrem variablem Gesang und wahnwitziger Gitarrenarbeit zieht auch auf ihrem vierten Album den offenen Hörer in seinen Bann.
Für die komplexen Grooves im Studio konnten die Amerikaner wie schon beim Vorgänger Curse Of Autumn (2021) Ausnahmeschlagzeuger Marco Minnemann (Paul Gilbert, Joe Satriani, Steven Wilson) gewinnen, der beim Wutbolzen ›They Will Let You Down‹ bis hin zu Blastbeats alle Regeln seiner Kunst zelebrieren darf. Großes Emotionsfeuerwerk wird bei ›Where Do I Begin‹ abgebrannt, bei dem sich Dreyer und Michael die melodischen Bälle zuwerfen und ein Progressive-Metal-Meisterwerk erschaffen.
Keifend und growlend zieht der Sänger bei ›Insidious‹ alle Register: Einmal mehr beeindruckt dabei, wie nah der entfernte Verwandte von Ronnie James Dio der stimmlichen Wandelbarkeit eines Warrel Dane kommt, den er passenderweise bei Sanctuary beerbt hat.
Dass Witherfall als legitime Nevermore-Nachfahren gesehen werden können, stellen sie mit Nummern wie ›Ceremony Of Fire‹ oder ›What Have You Done‹ einmal mehr unter Beweis — der hier zusammengebaute Wahnsinn lässt sich erst nach etlichen Durchläufen durchschauen, was Sounds Of The Forgotten zu einem äußerst langlebigen und faszinierenden Dauerbrenner macht, der das immens hohe Niveau seiner Vorgänger spielend hält.