Dokken

Broken Bones

Frontiers
VÖ: 2012

Schwanengesang mit Störfeuern

Das große Finale, glaubt man dem Taufpaten Don Dokken. Broken Bones ist rauher und dunkler eingefärbt als das vorige Opus Lightning Strikes Again, für das die US-Hardrocker 2008 die Baupläne ihrer beliebtesten LPs aus den Achtzigern abgepaust haben. Auch Broken Bones erreicht als klassisches Dokken-Werk die Ziellinie — wenngleich auf Umwegen.

Das Auftaktgeschoss ›Empire‹ ist härter und schneller als alles, was die Band seit 1999 und dem Titelsong von Erase The Slate aufgenommen hat. Der Rest der Platte strapaziert ausnahmslos gemäßigtere Tempi. Das Titelstück und ›Best Of Me‹ leben von den eingängigen Refrains und der furiosen Saitenarbeit Jon Levins, der den einstigen Star-Gitarristen George Lynch bis aufs i-Tüpfelchen kopiert.

Dann folgen Störfeuer. Gezielt gelegt, wie der 59-jährige Sänger betont. ›Blind‹ und ›Waterfall‹ atmen neben Sixties-Einflüssen die alternative Luft mancher Lieder von Dysfunctional (1994). Auch das elegische, mit orientalischen Anklängen versehene ›Victim Of The Crime‹ ist stark gewöhnungsbedürftig, bevor in ›Burning Tears‹ und ›Fade Away‹ Riffs und Soli klassisches Dokken-Flair heraufbeschwören und die durchdringende Schwermut vergessen lassen.

Trotz Ausreißer enthältet Broken Bones alles, was Dokken jemals ausgemacht hat. Ein würdiger Schwanengesang — obwohl ein kapitaler Hit, wie ihn Lightning Strikes Again in ›Standing On The Outside‹ zu bieten hatte, heuer fehlt.

(8/10)

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