Icon Of Sin

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Frontiers
VÖ: 2021

Stimm-Kopie macht Metal

Als YouTube-Phänomen Dickinson hat der Brasilianer Raphael Mendes unzählige Klicks ergattert und sein Publikum mit humorvollen Darbietungen erfreut. Doch es ist eine Sache, ob man in der Stimme von Bruce Dickinson augenzwinkernd Songs von Helloween, Dio oder Megadeth darbietet, oder ein ganzes Album mit eigenen Stücken auf diese Weise fabriziert.

Anders als Sänger wie Todd LaTorre (Queensrÿche) oder Dio-Verehrer Nils Patrik Johansson (Astral Doors) kopiert Mendes sein Vorbild bis in die letzte Nuance, so dass manch unbedarfter Hörer vermuten könnte, hier der lange erwarteten neuen Solo-Scheibe des Sängers von Iron Maiden zu lauschen. Tatsächlich sind einzelne Stücke wie ›Shadow Dancer‹ oder der Titelsong trotz der sterilen Produktion gut gelungen, doch beim Gros der meist biederen Nummern wird schnell deutlich, dass die Klasse des Originals in kompositorischer Hinsicht nie erreicht wird.

Wenn dann noch bei ›Virtual Empire‹ die Helloween-Gitarren ausgepackt werden, wird das ganze endgültig zur Farce. Schade, dass sich Mendes trotz seiner Fähigkeiten auf ein spaßiges Abziehbild reduzieren lässt, anstatt einen eigenen Weg zu gehen. Denn am Ende ist das Original immer um Welten besser als jede noch so ambitionierte Kopie.

(6/10)

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